Oberhausen. .

Nito Torres hat, wann immer er seit mehr als zehn Jahren in Oberhausen eine Bühne betritt, ein Heimspiel – ob früher im Theater oder wie seit einigen Jahren im Ebertbad.

Schon in den bisherigen beiden Eigenproduktionen dort, ob als schwuler Stripper oder als Jung-Cowboy, konnte der 41-Jährige seine darstellerische Vielfalt zeigen. Für die neue Produktion „Sehnsucht“ – Premiere ist am Freitag, 3. September, um 20 Uhr im Ebertbad – ist er als 17-jähriger Teenager besetzt, eine Mädchenrolle: Chayenne. Und zum 30. Todestag der Ermordung von John Lennon am 8. Dezember bereitet Nito Torres einen „Beatles“-Abend vor. WAZ-Mitarbeiter Michael Schmitz sprach mit dem gebürtigen Kölner über seine Arbeit.

Nito Torres und ein „Beatles“-Abend. Hätte man bei Ihnen nicht eher etwas zu den „Stones“ erwartet?

Torres: Mein Vater war Fan der „Rolling Stones“. Aber mir fiel ein, wie er Tränen in den Augen hatte, als er vom Attentat auf John Lennon hörte. Man hat ja auch wirklich das Gefühl, dass sich bei vielen Liedern der „Beatles“ Jungs mit Schaudern abwenden. Daniel Wiemer, der mit mir singen wird, und ich haben eine ganze Liste von Frauen-Interviews gemacht, sie haben uns ihre Lieblingslieder gesagt. Wenn wir diese Titelliste Jungs vorlegen, bekommen die eine regelrechte körperliche Abwehrreaktion.

Und dennoch die „Beatles“?

Wir wollen das im Raucherfoyer von Theater und „Falstaff“ machen, da haben wir eine tolle Clubatmosphäre für den „Beatles“-Abend. Über einen Zeitraum von einem Jahr wollen wir jeden Monat mit wechselnden Bandbesetzungen ein „Beatles“-Album spielen. Zwölf haben sie ja gemacht und einen Film-Soundtrack. 214 verschiedene Songs und wir wollen sie alle bringen. Um noch einmal auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Trotz allen Mädchenwahns waren die „Beatles“ eine totale Jungs-Band.

Nach festen Jahren Theater also jetzt Kleinkunstbühnen und Singen in Clubs?

Ich wollte einfach nicht mehr in einem Stadttheaterbetrieb arbeiten. Ich habe meine Wennemann gemacht, den Männerabend mit Roland Baisch mache ich immer noch. Das Leben hier im Ebertbad ist so schön, es ist ein Genuss hier zu arbeiten und das ist nicht geschleimt. Ich kann es nicht anders nennen. Und zwischendurch habe ich eine zweijährige Babypause eingelegt, da hat meine Frau gearbeitet, ich habe nur hin und wieder gespielt, ein bisschen gedreht, unter anderem bei einer „Soko“ mitgemacht und Material gesammelt. Künftig möchte ich vermehrt auch Texte schreiben und dann Chanson-Abende mit Klavierbegleitung machen.

Aber erst einmal schlüpfen sie in Mädchenklamotten.

Gerburg Jahnke wollte unbedingt vier Frauen auf die Bühne bringen und ich sollte unbedingt dabei sein. Und sie sagt gelegentlich, wenn ich verschlafen sei, sähe ich 23 Jahre jünger aus. Dann passt das ja so einigermaßen mit der 17-jährigen Chayenne. Außerdem liegt mir das etwas Naive, das Unbekümmerte der Jugendlichen, bei vier Töchtern zwischen neun Jahren und sieben Monaten ja auch kein Wunder. Das kategorische Gut oder Schlecht der jungen Leute macht mir Spaß, sie kennen keine Grauzone.

Wie soll man Ihnen ein Mädchen abnehmen, grazil sind Sie ja nun wirklich nicht?

Gerburg und die drei Schauspielerinnen haben erst ein paar Stunden lang versucht, den Mann aus mir rauszukehren. Dass ich tief spreche, interessiert keinen, aber wenn ich tief seufze, das geht nicht, so seufzen Mädchen nicht. Das ist viel Handwerk, so etwas muss man sich antrainieren. Auch bestimmte Körperhaltungen. Carmela de Feo beispielsweise tanzt mir dann mal vor wie eine 17-Jährige. In der S-Bahn setze ich mich in die Nähe von Jungen und Mädchen und gucke auf die Unterschiede in ihrem Verhalten. Bislang habe ich auch noch keine schiefen Blicke geerntet, es ist ja alles Recherche. Die Rolle verlangt eine Menge, aber Gerburg vermittelt auch immer positive Energie.