Oberhausen. .

Kulturschaffende und Anwohner luden zum Straßenfest ans ehemalige Lyzeum. Knapp 350 Gäste sind dem Ruf gefolgt. Sie demonstrierten Zusammenhalt. Und zeigten sich wütend, weil die Entwicklung des Hauses nicht weitergeht.

Die alte Dame hat Besuch. Sie hat sich ihr altes, rotes Kleid angezogen. Einige Löcher hat das bereits, ist an manchen Stellen recht lieblos geflickt und an anderen verfärbt. Trotzdem hat die alte Dame von ihrer einstigen Schönheit nichts verloren: Stolz und ehrwürdig steht sie vor ihren Gästen, im Kreis der Familie.

Die alte Dame, das ist das Gebäude, in dem einst das Elsa-Brändström-Gymnasium saß, das Lyzeum, wie es meist genannt wird, ein alter Begriff für eine Schulform, die es schon lange nicht mehr gibt in unserer Stadt. Ausgedient hat die alte Dame selbst aber noch nicht: Um darauf aufmerksam zu machen, hat die Initiative Neues Lyzeum Oberhausen (INLO) am Samstag zu einem Straßenfest eingeladen

Knapp 350 Gäste sind dem Ruf gefolgt: Vor den verriegelten Türen des ehemaligen Gymnasiums sind sie versammelt, schauen auf dem Treppenabsatz fern und somit in das vernachlässigte Gebäude hinein, lachen beim Kasperle-Theater für Erwachsene über Geldgier und Eigennutz, trinken Gerburg Jahnkes Champagner für den guten Zweck und folgen auf der Bühne, unterbrochen von wunderbar-abwechslungsreicher Musik, den Wortbeiträgen der Initiativenträger.

Zu alt fühlen sie sich, um das Lyzeum zu besetzen, wütend seien sie aber, „weil es einfach nicht weitergeht“, sagt Hajo Sommers. Die Initiative stellt ihren Traum vom neuen Lyzeum als Zentrum für die Kreativwirtschaft vor, in dem „die Vielfalt der alten Mitte Oberhausens Platz findet“, sagt Robert Bosshard. Das bleibt das Ideal, auf dem Weg dahin sind Bürger und Kulturschaffende, die sich fürs ehemalige Elsa engagieren, bescheiden, aber nicht stiller geworden: Was ins Lyzeum kommt, das sei egal, so Sommers, „Hauptsache es passiert endlich etwas. Wenn wir solch schöne Gebäude verfallen lassen, dann können wir aus Oberhausen gleich einen Parkplatz für Düsseldorf machen.“

Deutlich wird auch: Es geht nicht mehr nur um „dieses rote Haus“, wie Bosshard sagte: „Der Kampf für das Lyzeum ist exemplarisch zu sehen“. Die Schließung von Bädern ist Thema, die Unbedachtheit, mit der die Stadt so manches Gebäude verkaufe, leer stehen oder verfallen lasse: „Das Lyzeum birgt für die Politik die Chance, das Image unserer Stadt zu verbessern“, sagt Detlef Mund von der Initiative. Gehört hat es die Politik nicht: Zu dem Fest sind kaum Vertreter aus dem Rathaus erschienen. Auch Miteigentümer Lulzim Memeti blieb fern.