Die letzten Startvorbereitungen sind abgeschlossen. Zeppelinpilot Daniel Hoffmann (27) überprüft noch ein letztes Mal die Rotoren. Dann hebt er den Zeppelin sanft in die Lüfte empor.

Der Luftraum ist frei, keinerlei Gegenwind auf der Route, die Daniel Hoffmann am heutigen Tag eingeschlagen hat. Unter den Augen zahlreicher Besucher zieht der Zeppelin seine Bahnen. In einem Abstand von circa einem Meter fliegt Hoffmann das Luftschiff gekonnt an einer Menschenmenge vorbei, die staunend nach oben blickt. Kinder- und Männerherzen schlagen höher. „Schau mal da“, sagt ein junger Vater zu seinem Kind und zeigt auf den Piloten. Das Kind winkt. Die beiden fassen sich nach kurzem Bestaunen ein Herz und treten Daniel Hoffmann ein paar Schritte entgegen. „Kann man den Zeppelin hier auch irgendwo kaufen“, fragt das Kind mit strahlenden Augen. Hoffmann schüttelt den Kopf. „Nein, leider nicht“, antwortet er schmunzelnd.

Stündlich wird der 27-Jährige Pilot des vier Meter langen Flugkörpers, der im Centro für Werbezwecke seine Bahnen zieht, mehrfach auf seine Tätigkeit angesprochen. Mitfliegen wollen die einen, selber lenken mal die anderen, „auch technische Fragen sind nicht selten“, erzählt Hoffmann. Der BWL-Student hat einen Job, von dem viele Kinder und wohl auch manche Erwachsene nur träumen können. Seit dem Sommer 2009 unterhält das Centro-Management einen kleinen ferngesteuerten Zeppelin, der bei entsprechenden Aktionen des Centros und seiner Läden als Werbemaßnahme in den Gängen des Einkaufszentrums umher fliegt. „Wir sind bekannt dafür, uns immer wieder neue, attraktive Ideen auszudenken. Kein Einkaufszentrum hat einen eigenen Zeppelin, der in den Räumlichkeiten umherfliegt“, sagt Centro-Pressesprecher Jens Knetsch (35). „Doch diese Arbeit ist auch mit viel Verantwortung und Feingefühl verbunden.“ Immerhin sollen die Kunden und Gäste nicht belästigt, aber doch aufmerksam gemacht werden. Der Pilot trägt dafür Sorge, die Kunden durch entsprechende Flugeinlagen, zum Beispiel durchs Annähern, spielerisch zu animieren.

Um den circa 3000 Euro teuren „Hingucker“ durch die Gänge des Centros steuern zu können, braucht es keinerlei Vorbildung, erzählt Eventkoordinator und Chefpilot Torsten Reimers (43). Die Piloten bekommen eine zweitägige Einweisung mit diversen Möglichkeiten, dass Luftfahrzeug praktisch zu testen. „Ein Pilot sollte von Haus aus eine gewisse Begeisterung für die Technik mitbringen, spontan reagieren können, verantwortungsbewusst sein und eine gute Konzentrationsfähigkeit vorweisen können“, erzählt Reimers. Denn gerade diese sei bei einer rund siebenstündigen Bedienung des Zeppelins durchaus wichtig. Unfälle sollen vermieden und Kunden nicht belästigt werden. Vor allem Schüler und Studenten suchte das Centro in der Vergangenheit für diesen Job. „Unsere Mitarbeiter müssen über 18 Jahre alt sein“, sagt Reimers. Drei Piloten wechseln sich derzeit je nach Bedarf an der Fernbedienung ab. Eine gute und auch sehr interessante Nebentätigkeit mit einem ordentlichen Verdienst, so Daniel Hoffmann.

Weitere Piloten suche das Centro derzeit nicht, bestätigt Jens Knetsch. Aber wer weiß: Vielleicht vergrößert das Management seine Zeppelin-Flotte in den kommenden Jahren.