„Wir sind absolut ein Kommissariat für Massenkriminalität“, sagt Ulrich Kenzer. Der 60-Jährige leitet das Kriminalkommissariat 22. „Klauen ohne Hauen“, umschreibt der Erste Kriminalkauptkommissar etwas scherzhaft, womit sich sein Team beschäftigt.
Klauen ohne Hauen, das reicht vom Ladendiebstahl bis hin zu den spektakulären Einbrüchen in ein Juweliergeschäft im Centro, bei dem die Einbrecher mit einem Auto direkt in das Ladenlokal düsten. Übrigens mit einem auch eigens zu diesem Zweck gestohlenem Wagen. Doch zurück zur Massenkriminalität. 700 bis 900 „Vorgänge“, wie Kenzer sagt, landen monatlich auf seinem Schreibtisch. „Das sind nicht alles Straftaten, sondern auch einfach Beobachtungen von Zeugen“, verdeutlicht der 60-Jährige. Er muss sich jeden Vorgang anschauen und diesen dann entsprechend weiterleiten.
Die 22 Mitarbeiter des KK 22 haben drei Teams gebildet: Einbruch, Eigentum, KFZ. Der erste Bereich umfasst sämtliche Einbrüche, ob nun in Keller, Gartenlauben, Container oder Wohnungen. Beim Bereich Eigentum geht es etwa um Laden- oder Taschendiebstahl. Und die Gruppe Kfz kümmert sich um Pkw-Aufbrüche, Fahrrad oder Zweirad- auch um Autodiebstähle. Wobei Kriminalhauptkommissar Detlef Stein (52) erklärt: „Autodiebstähle kommen heute weniger vor.“ Es würden ältere Fahrzeuge gestohlen, die noch nicht mit der modernen Sicherheitstechnik ausgestattet seien. Das sind dann Wagen, die wie im Falle des Centro-Einbruchs für Straftaten genutzt werden. Oder Täter seien auf Neufahrzeuge spezialisiert und mit entsprechender Logistik ausgestattet, um Sicherheitsvorkehrungen, wie Wegfahrsperren, außer Kraft zu setzen. Autos werden übrigens meist in großen Parkhäusern gestohlen, weil die Täter dort unauffällig „ihrer Arbeit nachgehen können“.
Besonders übel sind natürlich auch die Wohnungseinbrüche. „Ein Problem ist hier die wachsende Anonymität in der Gesellschaft“, sagt Stein. Sprich, Einbrecher haben es natürlich sehr viel leichter, wenn kein Mensch mehr auf den anderen achtet. Etwa in Mehrfamilienhäusern die Haustür einfach aufgedrückt wird, wenn es geschellt hat, ohne dass sich jemand kümmert, wer denn da nun ins Haus gekommen ist. Wer dann noch seine Wohnungstür nicht verschlossen hat, wird besonders leicht Opfer von Einbrechern. „Die Leute schließen abends ab, wenn sie ins Bett gehen, aber nachts kommen die Diebe nicht“, sagt Kenzer.
Er erzählt dann die Geschichte von den beiden Einbrechern, die ebenfalls tagsüber an einer Wohnungstür schellten, um zu prüfen, ob jemand zu Hause ist. Es öffnete niemand. Also brachen die Männer ein. Sie stießen dann ausgerechnet auf einen Polizeibeamten, der sich nach der Nachtschicht einfach nur ausschlafen wollte. Der Polizist konnte prompt einen der Einbrecher festhalten.
Bargeld, Schmuck, Laptops, Videokameras und in letzter Zeit auch Spielkonsolen sind eine beliebte Beute aus Wohnungen. In Autos reicht übrigens oft schon der Abdruck eines Saugnapfes eines Navis, um Diebe Beute wittern und die Scheibe einschlagen zu lassen. Kenzer: „Mobile Navis werden eher von Junkies geklaut, während die eingebauten schon wieder eine andere Klientel von Dieben anziehen.“
Und wie kommt die Polizei nun den Tätern auf die Spur? Das ist je nach Delikt ganz unterschiedlich.
Von Autodieben werden schon mal „Fotos geschossen“, weil sie sich selten ans Tempolimit halten, wenn sie die Fahrzeuge ins Ausland bringen. „Eine Kontrolle an der Grenze wäre schon ein Glücksfall“, sagt der stellvertretende Leiter des KK 22, Kriminalhauptkommissar Detlef Stein. Bei Pkw-Diebstählen seien außerdem die privaten Ermittler der Versicherungswirtschaft auch vor Ort, etwa in Polen, aktiv.
Bei Taschendiebstählen werden die Täter oft gesehen. Zeugen könnte man dann Fotos vorlegen, von Leuten, die schon einschlägig vorbestraft seien.
Auf Spurensuche geht die Polizei nach Wohnungseinbrüchen. Klassisch wird da nach Fingerabdrücken gefahndet. „Manche Täter ziehen sich Socken über die Hände, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen“, erzählt Stein. Wenn einer, der der Polizei auffiele, Socken in der Tasche hätte, dann in der Regel nicht, weil ihm warm geworden sei und er sie ausgezogen habe.
Allerdings, die wichtigste Spur ist die DNA. Es gebe eine eigene Recherche-Datei für DNA-Werte.
Die Aufklärungsquote für Wohnungseinbrüche — 731 wurden der Polizei gemeldet - lag 2009 übrigens bei 18,2 Prozent (133 Fälle) in Oberhausen und damit über dem Landesdurchschnitt.
2008 hatte die Aufklärungsqoute sogar 21,5 Prozent (117 Fälle) betragen.