Bürgermeister sind bekanntlich bei repräsentativen Aufgaben im Dauereinsatz. Ein nettes Wort hier, eine durchtrennte Schleife dort – Gesangskünste gehören bei diesem Amt in der Regel nicht dazu. Beim Tackenberger Nachbarschaftsfest trauten die Gäste zunächst ihren Ohren nicht.
Der Bürgermeister nahm nämlich hier das Mikrofon selbst in die Hand und erhob im sommerlichen Antonie-Park schwungvoll die Stimme.
Politiker als Gesangs-Superstars? Mitnichten! Beim flotten Überraschungsgast handelte es sich nicht um einen Vertreter der Stadt, sondern um einen Künstler aus Rheinbach. Sein Name: der Bürgermeister! In der RTL-Serie „Schwiegermutter gesucht“ erlangte der selbst ernannte Schlagerfoxtitan Bekanntheit. Seinen bürgerlichen Namen hält „der Meister“ dagegen geheim. Den vielen Gästen war es einerlei: Sie sangen die bassbetonten Lieder ganz volksnah einfach mit.
„Viele Künstler treten heute ehrenamtlich auf“, freute sich Sabine Plass. Sie gehörte als Leiterin des Kinder- und Jugendhauses Falkentreff zu den Gastgebern des sonnigen Sommerfestes. Bei den vielen Mitmach-Aktionen gerade für Kinder und Familien passten die Kurze-Hosen-Temperaturen gut in die Planungen der Macher. Die Wetterlage spielte am Samstag mit.
Das Fest, das der Oberhausener Kreisverband der Falken jährlich auf die Beine stellt, harmonierte in diesem Jahr zusätzlich mit den Schachtzeichen, die auch im Antonie-Park in luftiger Höhe sichtbar waren. So wirkte der gelbe Ballon, der im Wind hin und her baumelte, schon beinahe wie ein Lockmittel – erfolgreich. Schon am Nachmittag pilgerten viele Familien auf die grüne Wiese. Ein Stück Kuchen oder türkische Spezialitäten: Die Küche war international, so wie das Nachbarschaftsfest in seiner Gesamtheit sein möchte.
Das spiegelte sich auch auf den Bühnenbrettern wieder. Afrikanische Folklore der unterhaltsamen Art lieferte die Gruppe Adesa. Hier war Schluss mit dem Dösen in der wärmenden Sonne. Die Gruppe bat alle kleinen Gäste an den Bühnenrand. Und beim rhythmischen Mitklatschen wurde schnell klar, wer die Musik im Blut hatte. Die Frage von den Bühnenbrettern war jedenfalls eindeutig: „Kinder, habt ihr alle den Blues?“
Mit einer Mischung aus Musik und Akrobatik hatte die Gruppe nicht nur die Kinder auf ihrer Seite. Vor der Bühne zeigte sie nämlich fantasievolle Tier-Tänze. Plötzlich krabbelte eine Spinne über die Wiese. Der Kostüm-Kraxler wurde musikalisch bei seiner Reise in den Antonie-Park von den Bands unterstützt. „Die Spinne stolpert über ihre eigenen Beine!“ Der Applaus vom Bühnenrand half ihr schnell wieder auf die Beine. Ein gelungener Auftritt: So wurde aus dem Nachbarschaftsfest ein Treffen der Kulturen.