Oberhausen. .
Der Autor Peter Kersken hat mit „Im Schatten der Zeche“ seinen zweiten historischen Kriminalroman veröffentlicht. Redakteurin Andrea Micke sprach mit dem Autor, der in Sterkrade geboren wurde, jetzt aber in der Eifel lebt.
Warum spielt ihr Roman gerade im Jahr 1912?
Kersken: Ich finde die Entwicklung vom Landleben hin zur Industrialisierung unheimlich spannend, weil sich das Leben dadurch wahnsinnig verändert hat. Innerhalb einer Generation wurde alles auf den Kopf gestellt.
Und Sterkrade, das damals schon total vom Bergbau beherrscht wurde, bot sich da als Ort der Handlung besonders an?
Ja, 1912 war Sterkrade kurz davor, die Stadtrechte zu bekommen. Die Zahl der Einwohner war auf 42 000 angewachsen. Eine spannende Zeit war das. Der Roman ist aber auch eine Reminiszenz an meinen Heimatort.
In der kommenden Woche wird Ihr Buch hoch-aktuell. Es spielt vor dem Hintergrund der Fronleichnamskirmes. Gibt es dafür einen besonderen Grund?
Die Kirmes gehört zu Sterkrade wie die Zeche und Hütte. Ich fand es auch spannend, das triste Leben der Berg- und Hüttenarbeiter in Kontrast zu stellen zum schillernden Kirmesleben.
Hat es eine besondere Bewandtnis, dass einige Ihrer Hauptfiguren besondere Menschen sind – wie etwa der Zwerg oder die große Frau?
Diese Menschen waren damals Bestandteil der Kirmes. Kuriositäten- und Völkerschauen gehörten einfach dazu. Es gab ja kein Fernsehen, keine Illustrierten. Für die Menschen war es eine Sensation, mal einen Dunkelhäutigen zu sehen. Das war damals so eine Mischung aus Information und kurioser Unterhaltung.
Sind Sie selbst Kirmesfan?
Als Kind war ich das natürlich. Aber im Laufe der Jahre lässt es dann doch nach. Heute reicht es mir, einmal über die Kirmes zu gehen.
Sind Sie denn zur Fronleichnamskirmes immer hier?
Ich bin es fast immer.
Sie sind in Sterkrade geboren worden, haben dann mit ihren Eltern in Buschhausen gelebt und später wieder in Sterkrade. Warum hat es Sie vor 30 Jahren überhaupt in die Eifel verschlagen?
Ich habe in Freiburg und Köln studiert. Und in Köln habe ich dann ein Mädchen aus der Eifel kennen gelernt. Also bin ich mit Elke in die Eifel gezogen. Außerdem gab es damals auch so eine Öko- und Landbewegung. Ich bin aber viel im Kohlenpott, weil ich hier noch Freunde und Familie habe. Und jetzt bin ich wegen der Bücher öfter hier.
Sie haben jetzt nun historische Kriminalromane geschrieben. Der erste spielt im Jahr 1866 in der Zeit, als die industrielle Fertigung ihren Anfang nahm. Könnte ein weiteres Buch folgen?
Ich habe schon die Idee, die Reihe mit einem dritten Buch zu vervollständigen. Das würde dann im Jahr 1966 spielen, als sich das Ende der Industriephase bereits abzeichnete. Ich bin aber nicht einer, der meint, immer historische Romane schreiben zu müssen.
Aber Sie setzen auf das Genre Kriminalroman?
Mein Hauptanliegen ist die Schilderung von historischen Ereignissen. Für den Kriminalroman habe ich mich aus drei Gründen entschieden. Erstens lässt sich das Normale schön darstellen, wenn man über das Unnormale, die Untat schreibt. Zweitens kann man seinen Ermittler an ganz viele Orte schicken und damit die unterschiedlichsten Lebensbereiche darstellen. Drittens ist eine spannende Kriminalgeschichte das Sahnehäubchen auf dem trockenen historischen Kuchen.
„Im Schatten der Zeche“ ist nach „Tod an der Ruhr“ der zweite historische Kriminalroman des gebürtigen Oberhauseners Peter Kersken. Der Journalist sagt, dass es schon immer sein Traum gewesen sei, als Autor zu arbeiten. Mit Mitte 40 entschied er sich dann, bei der Zeitung aufzuhören und seinen Traum zu leben. Der Start war nicht leicht. Für zwei Romane ließ sich kein Verlag finden. „Für einen Verlag ist es wichtig, dass das Buch ins Verlagsbild passt“, sagt Kersken. Das sei ein Nadelöhr, durch das man als Autor durch müsse. Mit „Tod an der Ruhr“ klappte es dann. „Das erste Buch in der Hand zu haben, auf dem mein Name drauf stand, war toll“, erinnert er sich. Der Roman, der wie sein Nachfolger auch im Hermann-Josef Emons Verlag erschienen ist, wurde übrigens 17 000-mal gedruckt. „Die Zahl liegt für dieses Genre, den regional-bezogenen historischen Roman, deutlich über dem Durchschnitt“, freut sich der Autor.
Im Schatten der Zeche, 219 Seiten, Emons-Verlag, ISBN 978-3897057142, 11 Euro.