Außerhalb der ihnen zugebilligten „fünften Jahreszeit“ sind Karnevalisten absolut nicht untätig. Vor allem aber sind sie da nur begrenzt frohsinnig, und zum Lachen ist da manchem durchaus nicht mehr.
Denn zwischen Aschermittwoch und Hoppedizerwachen geht es um Organisation und alles, was damit zusammen hängt. Was besonders damit zusammen hängt, sind Strukturen innerhalb der Organisationen. Und davon gab die jüngste Jahreshauptversammlung der Dachorganisation des heimischen Karnevals mit dem schönen Namen „Hauptausschuss Groß-Oberhausener Karneval“ ein Beispiel.
Wenn Gefühle eskalieren
Da können Gefühle eskalieren, Beispiel eins: Zwölf Jahre lang war Birgid Papendorf Schatzmeisterin, jetzt legte sie – sichtlich mit Tränen kämpfend – das Amt nieder, weil Bemerkungen des Hauptausschusspräsidenten (Heiner Dehorn) sie getroffen hätten. Der überreichte ihr nach langem Applaus einen Blumenstrauß und meinte noch: „Mit deiner Schlussbemerkung kann ich leben.“ – „Ich musste mit deinen Bemerkungen leben“, konterte Frau Papendorf, für die nun der in vielen Schlachten gestählte Albert Groesdonk Schatzmeister wurde.
Beispiel zwei: Vizepräsident Bernd Schur ist schon längere Zeit nicht mehr unumstritten und schien böse Vorahnungen gehabt zu haben. Hochrot und stumm verfolgte er den Aufruf zur Wahl und war offenbar erschüttert, weil es zwei Gegenkandidaten gab (von denen einer gleich sagte, er wolle nicht gewählt werden). Schur wollte dann auch nicht antreten und wurde von Dehorn mehr oder minder sanft zur Kandidatur aufgefordert – „na gut“. Gewählt wurde dann geheim und mehrfach, weil die Zahl der abgegebenen Stimmen immer wieder abwich von der Zahl der stimmberechtigten Delegierten. Am wenig transparent wirkenden Ende hatte Bernd Schur mit 20:18 gewonnen.
Zum Lachen war ihm nicht. Immerhin: Das Präsidium (Dehorn als Präsident, Josef Loege als Geschäftsführer) wurde wiedergewählt, mit Ex-Prinz Marco Helling kam ein vergleichsweise junger Mann in den erweiterten Vorstand (als Jugendbeauftragter), und die Ehrengarde ist nun offiziell eigenständiger (17.) Verein im Hauptausschuss, was die über 70 Besucher der Versammlung mit Beifall vernahmen.
Nachdenken gab’s bei mahnenden Worten nicht nur Dehorns zum Verhalten von „Offiziellen“ während der Umzüge: Für Alkoholgenuss soll es demnächst Verweise geben. Kein Pardon, kein Helau – einfach: Raus!