Oberhausen. .

Rollstuhlfahrer Thomas Hoffmarck ist Extremsportler. Er stürzte sich mit seinem Rollstuhl schon am Bungee-Seil in die Tiefe oder stellte mit 3650 Kilometern einen Langstrecken-Weltrekord im Rollstuhlfahren auf. Jetzt balancieert er - als erster Mensch überhaupt - mit dem Rollstuhl auf dem Hochseil.

„Vorsicht, eine Begegnung mit Thomas Hoffmarck oder das Lesen dieser Internet-Seite könnte Ihre Lebenseinstellung verändern!“ Das bekommt zu lesen, wer sich näher mit dem Phänomen „Extrem-Tommy“ befassen möchte und zu diesem Zweck die Homepage dieses ungewöhnlichen Mannes besucht. Extrem ist das, was der 43-jährige Oberhausener erlebt hat ebenso wie das, was er aus seinem Schicksal gemacht hat.

23 Jahre alt war Hoffmarck, als er unter Tage einen Arbeitsunfall erlitt. Seitdem sitzt der gelernte Betriebsschlosser im Rollstuhl. Was ihn nicht davon abhält, extreme Sportarten zu betreiben: Er spielte in der Rollstuhl-Basketball-Bundesliga, fuhr Wasserski, nahm an Marathons teil oder stürzte sich mit seinem Rollstuhl an einem Bungee-Seil in die Tiefe. Mehrmals gewann er im Behindertentriathlon. Auf der Strecke von Köln nach Istanbul holte sich „Extrem-Tommy“ mit 3650 Kilometern den Langstreckenweltrekord im Rollstuhlfahren.

Die neueste Herausforderung

„Ich brauche den Kick“, sagt Thomas Hoffmarck am Telefon. Es ist elf Uhr mittags und wir erwischen ihn gerade noch rechtzeitig, bevor er sein Handy ausschaltet und in die letzten Proben geht für seine neueste Herausforderung: Ein Auftritt beim Circus Fantasticus in Hannover, bei dem er alles übertreffen will, was er bisher geschafft hat. Als erster Mensch überhaupt, so sagt er, will er mit seinem Rollstuhl auf dem Hochseil balancieren, „in fünf Metern Höhe und ohne Absicherung“. Danach ist auch noch eine Feuernummer geplant: „Ich springe von einer Rampe, die einen Meter hoch ist, durch einen Feuerring.“

Angst habe er keine, sagt Hoffmarck, „nicht darüber nachdenken, einfach machen“, das sei sein Motto. Die Gefahr, die Herausforderung, den Adrenalinkick – all das braucht er genauso wie sein tägliches Krafttraining und die Fernsehauftritte. Nicht nur für sich selbst. „Ich möchte den Leuten die Augen öffnen“, sagt der dreifache Vater. Damals habe ihm der Sport dabei geholfen, „aus meinem Leid herauszukommen“, heute sei er „eine innere Berufung“. Er will anderen Menschen mit Handicap Mut machen und allen anderen zeigen, „was man alles machen kann im Rollstuhl“. Er habe immer ein neues Ziel, sagt Hoffmarck, frage sich immer: „Wie weit kann ich gehen?“

Der brennende Ring

Jetzt also Zirkus. Das Hochseil, der brennende Ring. Vier Monate lang hat Thomas Hoffmarck trainiert. Jetzt also die Premiere - doch der Oberhausener war vorher völlig entspannt. Er werde gleich noch seine Mutter vom Bahnhof abholen, erzählt er wenige Stunden, bevor es am 12. Mai erstmals losging. Die will dabei sein, wenn ihr Sohn ein neues Abenteuer beginnt, auch wenn sie schon vorher Magenkribbeln hat. Sie wird mitfiebern und am Ende bestimmt wieder stolz sein auf ihren „Extrem-Tommy“, der auf der Suche nach eigenen Grenzen immer auch an andere denkt. In zahlreichen Projekten und Aktionen hat er geholfen, Spenden für Kinder, Behinderte und Aidskranke zu sammeln. Und um sein Hauptanliegen zu verbreiten: „Ich möchte meine Medienpräsenz dafür nutzen, um etwas für die Integration von Menschen mit Handicaps zu tun.“

Der Schritt in die Zirkus-Manege bringt Thomas Hoffmarck seinem großen Ziel näher, „einmal bei der Artistenfamilie Traber oder im Zirkus Flic-Flac mitzumachen“.