Oberhausen. Vera Baumeister ist Augenoptikerin mit Leib und Seele – aber eines blieb in ihrem Beruf auf der Strecke: ihre Kreativität. Die 45-Jährige „muss einfach alles ausprobieren, was nach Handarbeiten aussieht“. Mit ihrer Leidenschaft hat sich die Buschhausenerin nun selbstständig gemacht.

Ihr Geschäft „Allerlei Frickelei“ auf einem Hof an der Fichtestraße 1 ist winzig, aber es steckt voller Eigenleistung: Nicht nur die Einrichtung hat Baumeister selbst gestellt, auch genähte Deko-Erdbeeren, Ketten, Tischläufer und Ringe sind alle „Marke Eigenbau“. In einem Regal in einer Nische liegen zahllose Röhrchen mit winzigen runden, eckigen, glitzernden und matten Perlen in Reih und Glied, ihr Arbeitsmaterial.

Baumeister beherrscht zwar auch andere Handarbeiten, aber die Perlen haben es ihr besonders angetan. Auffädeln, sticken, verweben – „es ist unglaublich, was man alles damit anstellen kann. Und dann kann man die Perlentechnik auch noch mit anderen Techniken kombinieren.“ Die mal mehr, mal weniger filigranen Objeke zum Verkauf sind aber nur eine nette Nebenidee: Eigentlich möchte Baumeister vor allem anderen Leuten die Handarbeit nahe bringen, in kleinen Kursen mit persönlicher Beratung.

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Von DerWesten

„Ich finde es schade, dass die Kinder sowas heute nicht mehr in der Schule lernen“, sagt die Mutter zweier Söhne. Bei denen (11 und 18) hat sie gemerkt, wie zufrieden es auch Kinder macht, etwas mit den eigenen Händen zu erschaffen. Genau wie sie selbst: „Mich beruhigt es unheimlich, mit den Perlen zu arbeiten. Wie oft lässt man sich vom Fernseher berieseln und geht unzufrieden ins Bett.“ Ihre Fingerfertigkeit hat Baumeister von ihrer Mutter, die Schneiderin war. Heute wüssten viele Mütter selbst schon nicht mehr, wie man strickt oder häkelt.

Schon früher hatte Vera Baumeister in der Gesamtschule Osterfeld Handarbeits-AGs angeboten. Nun wird sie beim „Action Guide“, dem Ferienangebot der Stadt, in Erscheinung treten. Auch ihr Geschäftsnachbar, ein Veranstaltungstechniker, der Hüpfburgen aufbaut, hat sie schon angesprochen. „Und hier im Laden können Kinder ab neun Jahren ihren Kindergeburtstag feiern und am Ende ihre Kreationen mitnehmen.“ Aber auch Erwachsene können zu Kursen kommen – ob sie „perlen“ wollen, nähen oder filzen. Einmal wollten ein paar Frauen auch schlicht erklärt bekommen, wie eine Nähmaschine funktioniert. Mehr als sechs Teilnehmer passen in den kleinen Laden nicht, aber mehr findet Baumeister auch nicht sinnvoll: „Die Leute sollen nicht lange warten müssen, wenn sie eine Frage haben.“

Ihre Angebote will Vera Baumeister „nicht so hochpreisig“ gestalten. Sechs bis 12 Euro nimmt sie pro Kurs, plus die Kosten für das Material. Und am Samstag Nachmittag möchte sie zum „Perlen-Café“ einladen. Seit der Eröffnung Mitte April gilt es erstmal, bekannt zu werden: Baumeister verteilt Flyer und hat sich auch beim Stadtteilfest vorgestellt. Mundpropaganda soll den Rest bringen, „das muss sich alles entwickeln.“ Ihren Teilzeitjob als Augenoptikerin gibt sie erst einmal nicht auf. Wenn alles gut läuft, will sie dieses Jahr sogar einen Weihnachtsmarkt auf dem Hof vor dem Laden organisieren, „mit viel Kunsthandwerk und Glühwein.“ Denn das fehle in Buschhausen.