Vorne vor der Bühne dreht eine Riege von Damen einen Tanz-Kreisel nach dem anderen. Vielleicht ist ihr Blick dabei nicht auf den Künstler gerichtet, weil sie sämtliche Texte im Freiflug mitsingen können. Lippenlesen ist bei den 2. Alstadener Musiktagen jedenfalls nicht erforderlich.
„Auf Schlagermusik kann man einfach am besten feiern“, sagt Veranstalter Andree Kusch und fasst damit zusammen, was rund 1000 Gäste am späten Samstagabend längst verinnerlicht haben. Bevor eine Lasershow am Alstadener Nachthimmel die Dunkelheit mit knallbunten Farbspielen erhellt, haben die Schlager-Sänger erst einmal ihre Schicht am Mikrophon. Und das kann mitunter ziemlich lange Dauern. Einer, der ein Lied davon singen könnte, ist Mike Bauhaus. Mit der Coverversion des alten Schlagertitels „Endstation Sehnsucht“ ist der Sänger derzeit schwer angesagt. Auch in Alstaden wird die elektronisch aufgemöbelte Wipp-Version des Thomas-Anders-Stückes gefordert – und eben in einer Tanz-Kreisel-Version standesgemäß mitgesungen.
Die Damen-Riege ist sich nach einem üppigen Programm sicher: „Der Mike spielt bestimmt noch eine Zugabe!“ Fünf Zugaben später ist die Endstation Sehnsucht immer noch nicht erreicht. Dafür nimmt der Schlager-Express erst mal Fahrt auf. Melanie Kröger (44) ist zum ersten Mal dabei und sichtlich zufrieden. Den Tanzreigen auf dem Parkplatz der Tennis Oase hat sie eher zufällig angesteuert. „Wir haben die Musik von der Straße aus gehört.“, sagt die Sterkraderin. „Ich höre regelmäßig Schlager, darum sind wir direkt geblieben.“ Das freut die Künstler.
Seit den Mittagsstunden herrscht Bewegung auf der Bühne, auch wenn es zu dieser Zeit im Publikumsbereich noch übersichtlich bleibt. „In den Abendstunden hat es sich sehr stark gefüllt“, sagt Andree Kusch, der mit den meisten Künstlern auch im persönlichen Kontakt steht. „Wir haben rund 400 Leute mehr vor der Bühne als noch im Vorjahr. Mike Bauhaus hat dabei als Zugpferd seinen Anteil. Auch ansonsten liest sich die Besetzungsliste der Alstadener Partysause musikalisch: Tommy Ton, Foxtitan Berger, Rosie Palm.
Rund 30 Helfer hat Kusch am Samstag und Sonntag im Einsatz. Hauptsächlich Freunde und Familie, die hinter dem Zapfhahn stehen, Leckereien verteilen und dafür sorgen, dass die Künstler bei zehn Stunden Beschallung auch geregelt auf die Bühne schreiten. Eine Menge Arbeit, die auch Kusch selber merkt. „Auf Schlager kann man zwar bestens feiern – doch dafür bleibt uns während der Veranstaltung kaum Zeit.“ Erst wenn die letzten Töne verklungen sind, kann sich das Team vom Schlager-Marathon ausruhen. Kusch: „Wir machen dann einen Grillabend für die Mitarbeiter.“ Ohne Musik.