Wie wär’s mit einer Lithografie von Marc Chagall oder möchten Sie lieber den Siebdruck von Gerhard Richter? Das Original eines bekannten Künstlers im eigenen Wohnzimmer ist für eine begrenzte Zeit – der Artothek sei Dank – für jedermann möglich.

„Kunst ausleihen wie Bücher” ist seit über 40 Jahren Motto dieses Kunst-Verleih-Betriebs, der im Seitenflügel des Schlosses zu Hause ist. „Oberhausen hat eine tolle Kultur”, sagt Ulla Bendorf-Depenbrock. Die Artothek, die sie zusammen mit Barbara van Gellecom einmal im Monat öffnet, gehört dazu.

„Der Kulturdezernent ist unser Stammkunde, auch der Oberbürgermeister und die Polizeipräsidentin gehören dazu”, verrät Barbara van Gellecom. Über 200 Ausleiher seien es, Privatleute, aber auch Arztpraxen, Firmen, Anwaltskanzleien – die Gemeinde wachse, es kämen immer neue Interessenten dazu. „1847 Arbeiten haben wir vor fünf Jahren gezählt, viele von Künstlern der Region, Arbeiten aus dem Bestand der Ludwig Galerie und Bilder von Malschul-Schülern.”

Während Barbara van Gellecom, zuständig für die Abwicklung des Leihgeschäfts, erklärt, wie das Karteikarten-System funktioniert, begrüßt Ulla Bendorf-Depenbrock die ersten Neu-Kunden, die „etwas Modernes, stark Ausgeprägtes” suchen. „Von Pastell bis stark farbig haben wir alles da”, so die Expertin. „Ich muss ein bisschen angestupst werden”, bittet die Kundin darum, beraten zu werden. Ulla Bendorf-Depenbrock hat viel Spaß daran, dazu beizutragen, dass die Leute etwas finden, was ihnen gefällt. „Drei Monate Ausleihzeit sind Mindestmaß, die braucht man schon, um sich an das Bild zu gewöhnen. Danach kommt es häufig zur Verlängerung.”

Ebenfalls Neu-Kunden sind Hede und Klaus Logar. „Wir haben ein Haus mit vielen leeren Wänden.” In ein Bild haben sie sich schnell verliebt. „Es ist klasse, passt aber nicht zur roten Tapete”, bedauert Hede Logar. „Wir haben es erst im letzten Monat für zwei Jahre leihweise bekommen”, weiß Barbara van Gellecom.

Die Künstler, die der Artothek Bilder oder Skulpturen überlassen, erhalten dafür kein Geld. Neben dem Effekt, dass ihre Arbeiten gesehen werden, können sie trotzdem auf den Verkaufserfolg hoffen, denn es kommt vor, dass sich Kunden an Bilder gewöhnen, und sie nicht mehr hergeben wollen. Ulla Bendorf-Depenbrock: „Wenn Sie sich in ein Bild verlieben, können Sie es auch kaufen.”

„Jedes der Bilder ist vermessen und genau beschrieben. Hier links sind die Karten mit den Bildern, die hier sind, hier rechts die der ausgeliehenen Werke”, beschreibt Barbara van Gellecom, wie sie den Überblick behält. Dann liefert sie einen Beweis dafür, wie gut sie die Vorlieben der Kunden kennt. „Hier, dieser Holz-Kopf von Regina Bartholme, den leiht regelmäßig eine Lehrerin einer kunstgewerblichen Schule. Über ihn müssen sich die Schüler also immer wieder Gedanken machen.”

Die beiden ersten neuen Artothek-Fans haben mittlerweile gewählt. Ulla Bendorf-Depenbrock ist dabei, zwei Bilder in Wellpappe einzuschlagen und Barbara van Gellecom hat sie als Neu-Kundinnen in die Kartei aufgenommen. „Verpackung und Versicherung sind inklusive”, sagt sie. „Wenn Sie die Leihzeit verlängern wollen, brauchen Sie nicht extra vorbeizukommen. Ein Anruf genügt.”