Das Festival habe der Stadt für einen kurzen Zeitraum eine untypische Gesellschaftsform geschenkt, denn internationale Gäste hätten neben Oberhausenern gesessen, sagte der Leiter der Kurzfilmtage, Lars Henrik Gass. Stellen Sie sich vor, das Geschenk fände enormen Zuspruch, alle Oberhausener wollten hin.
Das geht nicht, werden Sie sagen, allein schon wegen des Platzmangels. Die meisten Interessenten würden keine Karten bekommen. Stimmt. Doch dann wären die kurzen Filme vielleicht auf der Großleinwand oder mal zu nicht nachtschlafender Zeit im Fernsehen zu sehen.
Doch davon sind wir weit entfernt. Warum? Es gebe Berührungsängste, sagen die einen. Die anderen: Was man nicht kenne, wolle man nicht sehen. Und es sei fraglich, ob die Mehrheit ein Sprachgemisch der Zuschauer im Kino als Bereicherung empfände. Dennoch: Voll mit überwiegend Oberhausenern war der große Lichtburg-Kinosaal nicht nur während der Kindergarten- und Schulklassen-Vorführungen, sondern auch samstags und sonntags, weil Eltern mit ihren Kindern kamen. Immerhin. Auch Vorstellungen im Theater oder Ausstellungen empfinden viele als Geschenk, obwohl es eine Mehrheit gibt, die es schafft, die gute Gabe zu übersehen.
Nehmen wir nun an, die Kurzfilmtage würden von den meisten Oberhausenern einfach ignoriert. Stimmt, sagen Sie. Doch die, die wollen, bekommen Karten. Es besteht die Chance Jahr für Jahr, dass Zuschauer, die zum ersten Mal kommen, hinsehen. Die vielleicht erst einmal eine Staffel buchen, die sie ohne Kopfhörer verstehen, zum Beispiel aus dem NRW- oder Deutschen Wettbewerb oder die sich Uralt-Stummfilme ansehen, weil sie wissen: Nie wieder werde ich eine Chance haben, etwas Vergleichbares zu erleben.
Ich meine, die Organisatoren sollten neugierigen Ersttätern entgegenkommen und – wie beim Kinderkino – fürs Nicht-Fachpublikum spezielle Programme anbieten, eine Auswahl von für Neulinge zugänglicher Kurzfilmkost, die fasziniert und dazu verführt, sich weitere Programme anzusehen.