Oberhausen. Mal schauen, was das neue Heim zu bieten hat. Während es sich die Mama im Streu schon mal gemütlich macht, erschnüffelt der Sohnemann mit hochgestrecktem Näschen neugierig die kleine Welt. „Die beiden sind meine Neuzugänge. Eine befreundete Züchterin aus Berlin hat sie mir geschickt“, erzählt Andrea Becker. Die 42-Jährige ist auf die Maus gekommen. Ihr Haus in Alstaden-Ost teilt sie nicht nur mit Ehemann, Sohn, vier Hunden und 15 Hamstern, sondern auch mit mehr als einhundert Farbmäusen: Weiße, Schwarze, Gescheckte, eine possierlicher als die andere.
„Ein Faible für alles Mäuseartige hatte ich schon immer“, sagt die Lehrerin für Deutsch und Katholische Religion, die zur Zeit im Erziehungsurlaub ist. Stofftieren und diversen Dekostücken folgte Anfang der 90er Jahre das erste lebendige Mäusepärchen aus einem Zoogeschäft. „Die beiden waren eigentlich total kaputt und wohl nur als Futtertiere gedacht“, erinnert sich Andrea Becker. Sie wollte es besser machen und informierte sich. „Rassezüchter gab es vor zehn Jahren fast nur in England, Amerika und Holland. Übers Internet bekam ich im Jahr 2000 meine ersten 20 Rassemäuse aus den Niederlanden“, erläutert die Züchterin.
Vier Jahre später gründet sie mit engagierten Rasse- und Liebhaberzüchtern aus dem gesamten Bundesgebiet den Deutschen Mäuse-Rassezuchtverein Muroidea e.V. (DMRM) mit Sitz in Oberhausen, dessen Vorsitzende sie bis heute ist. Grundlegendes Ziel: eine verantwortungsbewusste Zucht von Heim- und Futtertieren. „Unser Ziel ist weder der Verkauf von Nachzuchten, noch der schnelle Erfolg bei Zuchtschauen. Wir möchten durch langfristige Zuchtauslese die Gesundheit der Tiere fördern und rassetypische Merkmale erreichen.“
Geld ist nicht das Motiv
„Mäuse“ macht sie mit ihren Mäusen nicht. Um sicher zu stellen, dass tatsächlich mit den besten Tieren die nächste Generation gezüchtet wird, bleibt der Großteil der Würfe bei der Züchterin. „Wie in der Hundezucht nicht anders, sind auch Rassemäuse auf Grund der engen Verwandtschaftsverhältnisse anfällig für Krankheiten“, das ist ihr bewusst. Nur wenn davon ausgegangen werden kann, dass die Tiere gesund sind, werden sie als Heimtiere vermittelt. Die Kranken enden meist als Futtertiere bei einem befreundeten Schlangenbesitzer. „Das ist zwar schwer, aber wenigstens haben diese Mäuse besser gelebt als ihre Artgenossen aus den riesigen Zuchtfarmen aus Osteuropa, die man in vielen Zoogeschäften kaufen kann.“
Bis zu 300 Mäuse, untergebracht in Boxen mit zwei bis vier Tieren, leben zu Bestzeiten im Keller von Familie Becker. Die Hausherrin ist sich sicher, jeden ihrer putzigen Schützlinge einwandfrei unterscheiden zu können. Einen Namen bekommen übrigens nur die Zuchttiere nach der Auslese. Und die klingen dann wie „Especially for you“, „Purple Rose“ oder „Master Luke Skywalker“.