Ist es Unvermögen oder Pech? Fest steht: Mit dem ehemaligen Lyzeum hat die Stadt einfach keine Fortune. Oder frei nach Murphys Gesetz: Was schief gehen kann, geht schief.
Kardinalfehler vor Jahren war wohl der Verkauf des Gebäude-Ensembles an der Ecke Elsa-Brändström-/Freiherr-vom-Stein-Straße. Die Möglichkeiten, Einfluss auf die Entwicklung an dieser besonders wichtigen Stelle im Stadtteil zu nehmen, sind seitdem arg beschränkt. Zumal seit 1991 der Denkmalschutz die Gefechtslage zusätzlich erschwert.
Der erste Käufer ging in die Insolvenz, der erste Interessent, der die Immobilie ersteigerte, hatte am Ende kein Geld. Die ÜDG aus Kamp-Lintfort, die letztlich kaufte und bis heute Eigentümer ist, hatte eine gute Idee, wurde aber von der Stadt beziehungsweise von der Wirtschaftsförderung auf die falsche Fährte gelockt.
Auch das in guter Absicht: der Firma Bassier, Bergmann & Kindler zur gewünschten attraktiven Bleibe zu verhelfen. Die Verhandlungen scheiterten; an überzogenen Forderungen der ÜDG, sagt die BBK, Absprachen wurden unterlaufen, sagt dagegen der Eigentümer Lulzim Memeti.
Die Anwohner sind indes gelackmeiert. Seit Jahren beobachten sie, wie das Lyzeum vor ihrer Haustür verfällt. Die Angst geht um, dass eines Tages unliebsame Zeitgenossen Schlimmeres verursachen als kaputte Fenster und Türen.
Die Wut ist mittlerweile groß, das zeigte sich Montagabend in der Bar des Theaters. Die von Anwohnern und einigen Kulturschaffenden initiierte Diskussion brachte aber nicht weiter. Im Gegenteil, wer ernsthaft über den Ankauf des Lyzeums durch die Stadt nachdenkt oder gar eine Enteignung fordert, ist weltfremd. Die Kiste bleibt vorerst verfahren.
Und sonst? Bis Dienstag ist Oberhausen zum 56. Mal der Nabel der Kurzfilmwelt. Die Bedeutung für die Stadt, für Nordrhein-Westfalen und für Deutschland stellte Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff (CDU) bei der Eröffnung in der Lichtburg heraus. Und er lobte Oberhausens Kulturpolitik über den grünen Klee. Selten war sich Rot-Schwarz näher als am letzten Donnerstagabend. Ein Signal für die Landtagswahl am 9. Mai?
Dem Festival selbst bleibt zu wünschen, dass die Kurzfilme kurzweiliger sind als die viel zu langen Reden zur Eröffnung – und sich die Klimaanlage mehr ins Zeug legt.
Schönes Wochenende!