Die Dinge ändern sich. Auch auf Oberhausens Friedhöfen. Bei nahezu zwei von drei Beerdigungen wird inzwischen eine Urne ins Erdreich gesenkt. Vor 20 Jahren lag ihr Anteil noch im Promillebereich.
Und: Immer mehr Menschen legen zu Lebzeiten fest, auf einem Grabfeld beigesetzt zu werden. Anonym oder unter einer einfachen Steinplatte. Viele Bereiche auf den Friedhöfen liegen dadurch brach. Der Ort des Gedenkens wird mehr und mehr zur stillen Parklandschaft.
Entwidmung heißt die Formel, nach der in den letzten zwei Jahren 135 000 qm Friedhofsfläche den öffentlichen Grünflächen zugeführt werden, deren Pflege weniger kotet und nicht über die Friedhofsgebühren bezahlt wird, sondern aus dem Stadtsäckel, sprich vom Steuerzahler. Dadurch hätten die Gebühren gesenkt und bis heute auf einem niedrigen Niveau gehalten werden können, heißt es bei der OGM. Und: „Nur so konnte der Betrieb auf Landwehr-, Alstadener-, Ost-, West- und Nordfriedhof sichergestellt werden”. Das viele Grün und der alte Baumbestand ziehen aber auch viele Besucher an, die keine Gräber besuchen, sondern sich hier erholen wollen. Der Entschluss, diese Friedhöfe allesamt weiterzuführen, „erweist sich auch aus heutiger Betrachtung als richtig”, so OGM-Geschäftsführer Hartmut Schmidt.
65 Hektar groß sind Oberhausens Friedhöfe, allein 35 Hektar davon entfallen auf den Westfriedhof. Hier, aber auch an den anderen Standorten zeigt sich Wandel bei den – Bestattungsformen als auch bei der Bevölkerungsentwicklung. Denn ursprünglich war die Friedhofslandschaft für 300 000 Einwohner geplant. Derzeit sind es knapp 217 000. Eine weitere Zahl: Von 30 000 vorhandenen Wahlgrabstellen werden 16 000 nicht genutzt.
„Natürlich sind wir bemüht, uns auf die Kernbereiche zu konzentrieren und die Randflächen freizuziehen”, konstatiert Werner Nagel, Abteilungsleiter Friedhöfe bei der OGM. Wegen der unterschiedlichen Bestandszeiten der Gräber dauert es natürliche etliche Jahre, bis ein Bereich völlig frei ist. Als Vorzeige-Objekt einer solchen Entwidmung gilt beispielsweise das ehemalige Emscherbett auf dem Westfriedhof, eine Oase der Ruhe mit großem Freizeitwert.
Wie steht es um die Zukunft der Friedhöfe? Sie sind Orte des Gedenkens, verkörpern auch die Tradition und Kultur einer Stadt. Eine Schließung ist deshalb kaum denkbar, höchstens in Jahrzehnten.
Der Verwandlung von der Friedhof- zur Parklandschaft vollzieht sich auf den großen Friedhöfen übrigens deutlich schneller als auf den kleinen Anlagen wie an der Landwehr oder in Alstaden. „Sie werden besser genutzt”, konstatiert Nagel, für den Friedhöfe auch eine weitere wichtige Funktion haben: Als Stück Heimat, als Teil der Identifikation mit dem Stadtteil und der ganzen Stadt.