Oberhausen. .

R’n’B-Queen Rihanna ließ 11.000 Fans in der Oberhausener Köpi-Arena geschlagene anderthalb Stunden auf den Konzertbeginn warten - und spielte letztlich magere 75 Minuten lang. Als es losging, waren rund 500 Besucher schon wieder weg - und erste Bierbecher waren geflogen.

Wenn uns wirklich der Weltuntergang bevorsteht, dann sollte das letzte Mädchen auf Erden bessere Manieren an den Tag legen als Rihanna. Die 22-Jährige R&B-Queen aus Barbados ließ 11 000 Fans am Sonntagabend in der König-Pilsener-Arena fast anderthalb Stunden lang auf den Konzertbeginn warten.

Mit Buh-Rufen und einem gellenden Pfeifkonzert quittieren die Besucher um kurz vor zehn die Dauerbeschallung von der Computerfestplatte. Einheizer 1Live-DJ Jan-Christian Zeller hat längst die Bühne verlassen, aber nichts passiert. „Wir haben technische Probleme“, lautet die Durchsage, die die Menschen beruhigen soll. Rihanna gibt passend zu ihrem aktuellen Hit „Rude Boy“ hinter der Bühne, längst umgezogen, das ungezogene Mädchen. „Die Dame hat Starallüren“, sagt ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes.

Fliegende Bierbecher

Um 22.22 Uhr, erste Bierbecher fliegen, draußen warten schon viele Eltern auf ihre Kinder, geschätzte 500 Gäste haben nach Angaben der Ordner die Arena bereits verlassen, betritt das „Rude Girl“ endlich die Bühne und eröffnet ihr martialisches Science-Fiction-Spektakel „Last Girl On Earth“.

Rihanna lässt es magere 75 Minuten lang vor monströsen Videowänden und auf Bühnenelementen, die sich drehen, senken, heben und als Laufband dienen, mächtig krachen. Leidenschaft versprüht sich indes nicht, sie arbeitet sich eher solide durch das Drehbuch.

Zum Auftakt spielt sie „Russian Roulette“, tanzt wenig später bei „Hard“ mit einem Mickey-Mouse-Helm auf einem pinkfarbenen Panzer. Minuten später – „Shut Up And Drive“ – traktiert sie mit einem Baseball-Schläger ein Auto, das aus dem Schützengraben auftaucht.

Rihannas persönlicher Krieg

Keine Frage, wir befinden uns im Krieg. Fliegerbomben und Atompilze auf der Video-Wall, Soldaten, Sanitäter und Krankenschwestern mit Gasmasken auf der Bühne gehören zur Choreographie. Ein stückweit ist es wohl Rihannas eigener Krieg, den sie im aktuellen Album „Rated R“ verarbeitet hat. Zurückzuführen auf eine Prügelei mit ihrem Ex-Freund Chris Brown. Die unschönen Bilder gingen im Frühjahr 2009 um die Welt.

Rihannas Live-Stimme selbst klingt mindestens ebenso perfekt. Bei „Rockstar 101“ schwebt Rihanna von der Decke ein, greift selbst zur Gitarre, bei „Breaking Dishes“ zu Schlagstöcken.

Diva in Schwarz

Optisch geizt das letzte Mädchen dieser Erde natürlich nicht mit avantgardistischen Outfits: Die Kurzhaar-Rihanna 2010 mit dem übers Auge fallenden Pony zeigt sich als Diva ganz in Schwarz, mit cremefarbenen Einteiler oder im weißen Gitterkleid. Aber auch als Paradiesvogel, der es mit außerirdischen Stelzentänzern aufnimmt.

Der Weltuntergang in Oberhausen endet kurz vor Mitternacht mit einer 15-minütigen Zugabe und einem roten Konfettiregen zu „Umbrella“. Louis Armstrong rückt am Ende alles wieder ins Lot: „What a Wonderful World“, begleitet die Fans hinaus.