Tiefschwarze Zahlen schrieb die Stoag auch im vergangenen Jahr nicht: Die Betriebserträge stiegen 2009 auf rund 31,3 Mio Euro (2008: 29 Mio), gestiegen sind aber auch die Aufwendungen – von 51, 4 auf 52, 3 Mio Euro. Bliebe also ein Defizit von 21 Mio Euro.
Warum am Ende dennoch eine schwarze 5000 steht und die Stadt diesmal keine Ausgleichszahlungen aus dem Portemonnaie nehmen muss, liegt an Erträgen aus Beteiligungen, Wertpapieren und Kapitalrücklagen, mit denen die Stadtwerke ihr Defizit ausgleichen. Werner Overkamp und Peter Klunk vom Vorstand zeigten sich bei der Jahresbilanz zufrieden, wenn auch arm. 40 Mio Fahrgäste brachte die Stoag 2009 von A nach B – 200 000 weniger als im Jahr zuvor. Ebenso fiel die Zahl der Abonnenten um 500 auf 34 554 Kunden, bei den Zeitkarten verzeichnet man dagegen ein Plus. Overkamp erklärt diese Verschiebung mit der Wirtschaftskrise: „Die Leute haben weniger Geld in der Haushaltskasse.“ „Der Anteil der Kurzarbeit hat sich außerdem verzehnfacht“, sagt Klunk: Viele Betroffene planten daher von Monat zu Monat. Einen Zusammenhang mit der umstrittenen Vorverlegung des Nachtnetzes auf 21 Uhr im vergangenen Jahr sieht der Vorstand nicht.
Zur Erinnerung: Pro-Bahn hatte den vorgezogenen Nachtbetrieb – eine Reaktion auf die Auflage der Stadt, etwa zwei Mio einsparen zu müssen – damals scharf kritisiert und vor weniger Fahrgästen im Tagesbetrieb gewarnt. Klunk wehrt hingegen ab: Die Einnahmesituation während der Nacht habe sich nicht verändert, auch bei den Abo-Kündigungen sei das Argument „Nachtnetz“ nicht aufgetaucht. „Wir stellen nicht fest, dass unser Angebot seitdem nicht mehr attraktiv ist.“
Dennoch: Ab 13. Juni wird das Netz wieder an alte Stelle, ab 23 Uhr, gerückt – die Stadt habe es so gewollt, laut Klunk aus Imagegründen: „Es ist eine Belastung für die Konsolidierung unseres Haushaltsplans.“ Heißt: Die Stoag wird nun ihr gesamtes Netz überdenken müssen, um die geforderten Einsparungen zu erreichen.
Dabei könnte der frisch eingeführte Einstiegszwang beim Fahrer zumindest auf der Haben-Seite helfen. Bislang brachte er eine Steigerung von 20 Prozent an Ticketverkäufen. Im Sommer folgt die elektronische Fahrscheinkontrolle ab 20 Uhr, bis Ende des Jahres schließlich ganztägig. Mit Sorge sieht man hingegen die Einführung eines Sozialtickets für Anfang 2011, „wenn die Stadt die Einnahmeverluste nicht ausgleichen kann“, so Overkamp. Eine Preisfrage. Der Vorstand verweist auf die Angaben der Dortmunder Kollegen. So gebe es durch das 15-Euro-Ticket weniger Einnahmen. Als Dortmund auf 30 Euro erhöhte, fiel die Zahl der Nutzer um die Hälfte.