Eigentlich ist er ein Phänomen. Uwe Weighardt, Pressesprecher der Polizei, ist sich jedenfalls sicher: „80 Prozent der Kindergarten- und Grundschulkinder können sich an Harry erinnern.“ Harry ist Harry Wenzlow (59). Ist Polizeihauptkommissar, ein echter Oberhausener „Junge“ und seit 1990 offiziell Verkehrssicherheitsberater.
Wenzlow beginnt zu rechnen: „Pro Schuljahr habe ich 16 000 Kontakte zu Kindern, das macht in 20 Jahren 320 000.“ Kein Wunder, dass Wenzlow so bekannt ist, immer wieder erkannt wird. Er erzählt, wie er einmal mit einem Kollegen unterwegs war. „In Zivil“, sagt der Polizeibeamte. Da kamen zwei kleine Jungs, von denen der eine meinte: „Das sind Bullen.“ Worauf der andere entgegnete: „Nein, das ist der Herr Wenzlow aus der Jugendverkehrsschule.“
Und dabei sind die Kinder bei weitem nicht das einzige Klientel des 59-Jährigen. Er versucht, allen Altersgruppen bis hin zu den Senioren das richtige Verhalten im Straßenverkehr nahe zu bringen. Drei Kollegen hat Wenzlow noch. Und ja, nicht zu vergessen: Berti Blaulicht. Eine Handpuppe in original Polizeiuniform, denn um die Puppenbühne kümmern sich die Verkehrssicherheitsberater auch. „Wir schreiben auch die Stücke“, sagt Wenzlow und dass gerade die den Kindern so gut in Erinnerung blieben. Er erzählt von der Geschichte, in der der Hund Wuschel angefahren wird und einen dicken Verband um ein Bein bekommt. „Das Stück haben wir in einem Kindergarten aufgeführt. Drei Jahre später fragt mich ein Mädchen an einer Grundschule überraschend „Herr Wenzlow, geht es dem Wuschel wieder besser?“
Wenzlow erinnert sich, wie er schon vor 1990 immer wieder zur Verkehrserziehung, so hieß der Bereich früher, abgeordnet wurde. Dann bot der damalige Dienststellenleiter ihm an, komplett als Verkehrserzieher zu arbeiten. Das erforderte allerdings umfassende Zusatzausbildungen. Wenzlow drückte die Schulbank, lernte Pädagogik oder auch Soziologie. Und er erzählt, wie er immer ganz schnell umschalten muss, wenn er gerade noch Kindergartenkindern etwas erzählt hat und anschließend vor Senioren steht. Natürlich muss die Ansprache eine andere sein. Aber der Spagat ist auch ansonsten recht gewaltig. Die Kleinen haben gar keine Ahnung vom Straßenverkehr. „Die Senioren“, sagt Wenzlow, „haben eine große Lebens-, sprich auch Straßenverkehrserfahrung.“ Aber nicht alle konnten mit der rasanten Entwicklung auf den Straßen auch Schritt halten. „2009 hatten wir hier ca. 113 000 zugelassene Kraftfahrzeuge, in den 60er Jahren waren es knapp die Hälfte“, erklärt der Hauptkommissar.“
Er spricht von seinem vollen Terminkalender. Kindergärten, Grundschule, der Sekundar-I und II-Bereich an weiterführenden Schulen, Berufskollegs, Förderschulen, Vereine, Clubs, Senioren, sie alle nehmen die Dienste der Verkehrssicherheitsberater in Anspruch. „Wir haben den Fußgängerführerschein für Kinder erfunden“, sagt Wenzlow. Sie machen Radfahrprüfungen. Aktionen für junge Fahrer, die Schülerlotsenausbildung, Mofa-Kurse, Fahrsicherheitstraining für Fahranfänger. Die Busschule. Aber all die Arbeit und Mühen lohnen sich, „die Unfallzahlen haben sich deutlich zum Positiven entwickelt“, freut sich Harry Wenzlow.
Der Polizeihauptkommissar und Verkehrssicherheitsberater Harry Wenzlow kommt gebürtig aus Oberhausen-Sterkrade. Nach der Schule machte Wenzlow zunächst eine Lehre als Starkstromelektriker. Arbeitete auch eineinhalb Jahre in diesem Beruf, ehe er sich mit 19 entschloss, zur Polizei gehen. Nach seiner Ausbildung hatte er sogar das Glück, in Oberhausen zu landen. Er arbeitete im Wach- und Wechseldienst, im Einsatzzug und später beim Verkehrsdienst.