Oberhausen. .

Ab Mai wird die 30 Jahre alte „MS Baldeney“ der Weißen Flotte Essen (WFE) zwischen dem Oberhausener Kaisergarten und Gelsenkirchen pendeln - als eine neue Linienfahrt zur Kulturhauptstadt. Am Sonntag wurde das Schiff überführt.

Langsam schiebt sich der Rotschopf über die Bordsteinkante. Zentimeter um Zentimeter, bis der kurze Arm endlich an die Grasnarbe reicht: „Guck mal, Oma, ich habe Futter für unser Meerschweinchen gepflückt.“ – „Na, das lass die Oberhausener nicht sehen.“

Ann-Sophie ist acht Jahre alt und heute zum ersten Mal auf dem Rhein-Herne-Kanal unterwegs. Das heißt, im Moment steht die Essener Schülerin eher mittendrin: in einer 190 Meter langen und zwölf Metern breiten Schleuse, in die gerade rund 9500 Tonnen Wasser gepumpt werden. Damit steigt nicht nur Ann-Sophie auf Grasnarbenniveau, sondern auch der neue Kahn auf Oberhausens Wasserwege: die MS Baldeney.

220 Gäste

Ab Mai wird das 30 Jahre alte Schiff der Weißen Flotte Essen (WFE) zwischen Kaisergarten und Gelsenkirchen pendeln. Überführt in die neuen Gewässer wurde es am Sonntag: Fünf Schleusen fuhr es auf seinem Weg vom Baldeneysee ab und hatte dabei rund 220 Gäste an Bord. „Mit so vielen Leuten haben wir nicht gerechnet“, sagt Aleksander Farkas. Der Pressesprecher der WFE ist noch ganz außer Atem, als er sich in die grüne Sitzbank schiebt. „Bis Freitag hatten sich 44 Gäste angemeldet.“ Da mussten schnell ein paar Stühle her.

Reinhard Schwarz bleibt trotzdem lieber stehen. Der Altenessener nippt an seinem Sonntagsbier und winkt einigen Spaziergängern am Ufer zu. „Die Ruhr kennt man ja, aber bis hier runter an den Rhein-Herne-Kanal bin ich noch nicht gekommen.“ Was denkt der Betrachter? „Es lohnt sich. Die Landschaft ist richtig schön und man lernt eine Menge über die Schleusen und Wasserwege.“

Bekannt und geliebt

Das hat Udo Gödje zu verantworten. Der Kapitän und Reisebegleiter überführt die MS Baldeney nicht nur nach Oberhausen, er wird auch bei ihren künftigen Linienfahrten am Steuer stehen. Die Strecke ist bekannt und geliebt, „weil sie abwechslungsreich ist. Sie fährt sich wie von selbst“, sagt der 49-Jährige, dreht dabei locker aus dem Handgelenk das Steuerrad rum und führt das Schiff zwischen den Bojen hindurch, die die Fahrrinne markieren.

Die Fünf-Schleusen-Fahrt gibt es seit sechs Jahren. Bisher ging es dabei stets an Oberhausen vorbei. Warum wird die Stadt nun ins Netz der WFE aufgenommen?

„Die Idee ist nicht neu“, sagt Geschäftsführer Franz-Josef Ewers. Man wolle die Städte enger vernetzen, die Zusammenarbeit stärken. „Das umzusetzen, bietet sich 2010 einfach an.“ Ob die Linie auch danach bestehen bleibt, wird sich zeigen, wenn sich der Besucherstrom wieder reguliert hat. Ewers ist aber optimistisch. „Wir hatten im vergangene Jahr so viele Fahrgäste wie lange nicht.“ Das Freizeitverhalten habe sich verändert. Und: „Der Kanal stellt sich heute in einem ganz anderen, spannenden Licht dar.“