Oberhausen. Die 1962 eröffnete Oberhausener Gedenkhalle ist die älteste deutsche NS-Gedenkstätte. Momentan bekommt sie ein neues Gesicht. Im Herbst 2010 soll die Dauerausstellung wieder eröffnen - mit neuen Stücken. Bürger werden gebeten, Fundstücke aus der NS-Zeit zur Verfügung zu stellen.

Seit Anfang Oktober ist die Gedenkhalle am Schloss Oberhausen eine große Baustelle. Handwerker räumen den Saal des Gebäudes komplett aus, reißen den Putz von den Wänden und die Empore gleich ganz ab. Was derzeit nach einer Menge Arbeit aussieht, soll aber schon Anfang nächsten Jahres bewerkstelligt sein. Mit einer neuen Fensterfront zum Kaisergarten hin und einem barrierefreien Ausstellungsraum bekommt die 1962 eröffnete älteste deutsche NS-Gedenkstätte ein neues Gesicht. Im September 2010 soll dann die Dauerausstellung zur Geschichte Oberhausens von 1933 bis 1945 wiedereröffnet werden.

Neben vielen Exponaten, die schon in der „alten” Ausstellung – sie besteht seit 1988 – zu sehen waren, werden in der Ausstellung neue Fundstücke aus der Zeit des Nationalsozialismus hinzu kommen. „Natürlich hat sich seit 1988 auch forschungsgeschichtlich einiges getan”, sagt Clemens Heinrichs, Leiter der Gedenkhalle. Eben um auf dem neusten Forschungsstand zu sein, ist eine Überarbeitung der Dauerausstellung dringend notwendig. Der Vorsitzende des Oberhausener Fachbeirats und Direktor der Brandenburgischen Gedenkstätten, Prof. Dr. Günter Morsch, jedenfalls setzt sich dafür ein, die Ausstellung auf den neusten Stand zu bringen.

Raum in Raum

Um die Inneneinrichtung kümmert sich ein Stuttgarter Architekturbüro. „Es wird ein Raum-in-Raum-System”, verrät Clemens Heinrichs. Das bedeutet, dass es in dem Saal einen Innen- und einen Außenraum geben wird. Außen können sich die Besucher einen Überblick über die NS-Geschichte Oberhausens machen. Postkarten, Dokumente und Ausweise, aber auch Gebrauchsgegenstände aus jener Zeit werden zu sehen sein. Etwa ein ehemaliger Wehrmachtshelm, der von einer Oberhausenerin nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem Küchensieb umfunktioniert wurde. Oder ein Judenstern aus den Niederlanden. Viele Exponate haben Heinrichs und seine Mitarbeiter schon gesammelt. Es sollen aber noch mehr werden (siehe Zweittext), um die Dauerausstellung zu vervollständigen. „Natürlich bleiben auch Lücken im Puzzle, schon wegen der Kriegs-Zerstörungen oder einfach auch, weil seitdem schon viel Zeit vergangen ist.”

Im Innenraum entsteht ein neues Schwerpunktthema: Zwangsarbeit. „Das wird ein Alleinstellungsmerkmal für die Gedenkhalle in Oberhausen”, sagt Heinrichs. Die weiteren Gedenkstätten in der Umgebung hätten sich allesamt anderen Themen gewidmet. Maßgeblich wird sein, die Zwangsarbeit in dieser Stadt zu beleuchten, aber man wolle auch andere Orte mit einbeziehen, so Heinrichs. Wichtig sei auch darzustellen, dass nicht nur erwachsene Männer aus der ehemaligen Sowjetunion nach Oberhausen deportiert wurden, sondern auch Minderjährige und Frauen, die im Ruhrgebiet unter den katastrophalsten Bedingungen arbeiten mussten, sagt Heinrichs. Wie viele letztlich den Arbeitsbedingungen erlagen, spiegelt der Westfriedhof in Lirich. Dort liegen 2000 Zwangsarbeiter begraben.

Erkenntnisse vertiefen

Um die bisherigen Erkenntnisse zu vertiefen, recherchierte ein Historiker drei Monate lang in den ehemaligen KGB-Archiven im ukrainischen Saporoshje. Viele Zwangsarbeiter aus der Partnerstadt wurden hierher verschleppt.

Damit die neue Ausstellung noch attraktiver für die Besucher wird, sucht die Gedenkhalle nach Fundstücken und Objekten jeder Art, ebenso wie nach Fotografien und Dokumenten – kurzum nach allem, was sich aus der Zeit zwischen 1933 und 1945 erhalten hat. Haben Sie, liebe Oberhausenerinnen und Oberhausener, noch interessante Zeugnisse jener Zeit bei Ihnen Zuhause? Vielleicht etwas, was Sie selbst an den Zweiten Weltkrieg erinnert oder etwas, was Sie von Ihren Eltern oder Großeltern geerbt haben. Wenn ja, und Sie Lust haben, sie der Gedenkhalle für die Ausstellung zur Verfügung zu stellen, dann schicken Sie sie doch bitte an die WAZ Oberhausen oder kommen direkt in unserer Redaktion vorbei.

Geschichten gesucht

„Schön wäre, wenn es zu den Fundstücken noch eine interessante Geschichte zu erzählen gäbe”, sagt Clemens Heinrichs, Leiter der Gedenkhalle. Interessante Fundstücke von Oberhausenern, die in unserer Redaktion eingehen, werden wir in einer kleinen Serie vorab in dieser Zeitung vorstellen.

Bitte geben Sie ihre Fundstücke bis Weihnachten in der Redaktion ab oder schicken Sie sie an die WAZ Oberhausen, Goebenstraße 57, 46045 Oberhausen.