35 Jahre, ein paar Fremdgänge eingerechnet, sind eine Menge. Und doch bleibt „nur” eine Essenz, sozusagen die kulturelle Kraftbrühe. Oberhausen ist weit vorn, soeben die Nominierung der „Beute” für das Theatertreffen. Ein vorerst letzter Beleg für eine ganz besondere kulturelle Überlegenheit nach Jahren des besten NRW-Schauspiels der Saison. Hier tummelt sich nicht der feine Zwirn zwischen Gasometer und Kurzfilmtagen, hier ist die Bibliothek immer noch – bei aller notwendigen Aufwertung – ein Paradies für Schmökerstunden. Hier sieht man Parklandschaften, Comics und Hochkunst in der städtischen Galerie, hier lernt klein Fritzchen klecksen und schmieren in der Mal- und klein Erna bläst die Flöte in der Musikschule.
An dieser Stelle ist viel gemeckert worden nach dem Motto: „Nett sein kann jeder.” Es gab ja auch genug zu kritisieren, Schließung des Musiktheaters, Einstellung der Meisterkonzerte die völlig unzureichende Medienausstattung der Bücherei. Die Sprache ist das größte Kulturgut der Menschen, soviel nur zum Stellenwert des auf Papier gedruckten Wortes, übrigens auch der Tageszeitung.
Das größte Potential der Oberhausener Kultur jedoch sind, bei aller Hochachtung vor dem steten finanziellen Kraftakt von Politik und Verwaltung, das Publikum und die kreativen Köpfe in den Einrichtungen, den städtischen wie den freien. Das aktuelle kulturelle Who ist Who in unserer Stadt liest sich wie geballter Ideenreichtum: Jeanette Schmitz im „Weltstar“ Gasometer, Dr. Christine Vogt im Schloss, Dr. Lars Henrik Gass bei den international herausragenden Kurzfilmtagen, Dr. Ronald Schneider immer geschickt taktierend in der Bibliothek. Die Briedens und Co. in der Fabrik K 14 als ältester „soziokultureller“ (igittigitt, was für eine grausige Wortschöpfung) Einrichtung in Deutschland, die Kaisers im Jugend- und Kulturzentrum Druckluft, das spannende Duo Fünderich/Sommers im Ebertbad, Gerburg Jahnke auch nach den Missfits als hinterwitzige Kulturbotschafterin des „schrägen O“, die Golebiewskis mit Kuro im „Gdanska“, die Zbicks im Künstlerförderverein. Nur ein paar Namen, stellvertretend für viele Macher, für Künstler in Altenberg oder bei KIR und Schauspieler im Theater, für Rockmusiker im Bunker, für engagierte Sponsoren wie Juttas Kruft-Lohrengel und Karsten Lohrengel, für Menschen, die in Politik wie Verwaltung für die Kultur kämpfen wie „Miss Gasometer“ Hildegard Matthäus und Mister Euro Bernd Elsemann. Und nicht zu vergessen: Auch der Sport gehört zur Kultur, RWO darf nicht absteigen! Glückauf der geistigen und der sportlichen Substanz unserer Stadt.