Wer die Faktenlage betrachtet, könnte die Weichen am Bürgerzentrum Bahnhof Osterfeld Nord als in Richtung Waldorf-Kindergarten gestellt auffassen: 165 000 Euro für den Umbau hatte der Rat, laut Auskunft des Gebäudeeigentümers OGM, bereits im Juni 2009 beschlossen.

Am 8. März legte der Finanzausschuss noch einmal 264 000 nach. Indes verschob die Verwaltung immer wieder die Gespräche mit den rund 19 Gruppen des Bürgerzentrums, die das Gebäude mit dem Ausbau des Kindergartens verlassen müssen (WAZ berichtete). Statt mit allen Beteiligten eine Lösumg am Runden Tisch zu suchen, machte die Politik neue Fässer auf: Waldorf könnte doch auch eine neue Stätte für sein erweitertes Angebot für Kinder unter drei Jahren finden.

Andrea Rupprath vom Vorstand des Kindergartens, ist sich ihrer Sache daher nicht sicher: „Die Bezirksvertretung wird im April über den Umbau entscheiden.“ Sicher ist für sie hingegen, dass „wir diesen Schritt tun müssen, wenn es uns in Oberhausen noch in 20 oder 30 Jahren geben soll.“ Die Förder-Töpfe für U3-Betreuung seien jetzt da, betont Rupprath, später vielleicht nicht mehr. Eine Rolle beim Anzapfen spielt die Zeit tatsächlich aus zwei Gründen: Zum einen muss die Kommune bis 2013 mehr als 30 % des Bedarfs an Betreuungsplätzen gedeckt haben, weil dann ein Rechtsanspruch der Eltern besteht.

Zum anderen werden dann diejenigen Kindestageseinrichtungen ihre Existenz gesichert haben, die ihre Kinder schon ganz früh aufnehmen. Denn ein Kite-Wechsel ist ein eher seltener Fall. Waldorf könnte also Nachwuchsprobleme bekommen, wenn die Ausbau-Pläne nicht realisiert würden: „Wir müssten nach fast zwei Jahren Planung konzeptionell wieder bei Null anfangen“, so Rupprath, und vielleicht würde sogar die Aufnahme von Kindern unter drei Jahren gestoppt werden.

Das wolle man nicht, sagt sie. Genausowenig wolle man die seit Jahren ansässigen Gruppen im Bon verdrängen, zu denen ein gutes Verhältnis bestehe. Doch es fehlten die Räume, die Nachfrage nach Plätzen sei im Stadtteil vorhanden, „und auch wir leisten Integrationsarbeit etwa mit Sprachkursen“, so Rupprath. 75 % der Kinder stammten aus Osterfeld, 50 % – das sind 22 Kinder – haben einen Migrationshintergrund.

Einen Eigenanteil von rund 20 000 € plant der Kindergarten für den Ausbau ein, 429 000 € sind bewilligt. Die Vorschriften für U3 sehen im Denkmal-geschützten Gebäude aber einen Fahrstuhl vor, es muss zudem eine Außentreppe als Fluchtweg ausgebaut, im Inneren Räume angepasst werden. Und im Dach entsteht ein separater Raum mit Küche und Pflegebereich: „Wir wollen ein Tagespflegeangebot machen“, so Rupprath, „und uns breiter öffnen“. Ihr schwebt ein pädagosiches Erlebniszentrum vor, das eine Palette von Erziehungsberatung bis zu Ausflügen anbietet. Doch das ist vorerst Zukunftsmusik.