Oberhausen..
Pro NRW kam spät und war schnell wieder weg. Mehrere hundert Oberhausener stellten sich den 30 Anhängern entgegen.
Zur Begrüßung gab es für die Pro NRW-Anhänger am Freitagvormittag ein bisschen Punkrock. Deutschen Punkrock wohlgemerkt, was ihnen hätte gefallen können, wäre „Schrei nach Liebe“ von den Ärzten nicht eine ebenso derbe wie kluge Hymne gegen Rechts: „Deine Springerstiefel sehnen sich nach Zärtlichkeit.“ Nun, es waren keine glatzköpfigen Springerstiefelträger, die gegen halb elf an der Weißensteinstraße aus ihren Autos kletterten, sondern ein kleiner Trupp bieder anmutender, vorwiegend älterer Herrschaften.
Etwas mehr als 30 Frauen und Männer waren angereist, um vor der Haci Bayram-Moschee mit einer „Mahnwache“ die angebliche Islamisierung Europas anzuprangern. Recht verloren standen sie dort im Regen, in den Händen schwarz-rot-goldene Fahnen oder die bereits bekannten Schilder mit der Brachialsymbolik einer durchgestrichenen Moschee.
Keine Dreiviertelstunde dauerte ihr Auftritt, dennoch vermochten die Wortführer – zwei Stadtverordnete von Pro Köln – in dieser Zeit einen atemberaubenden argumentativen Bogen zu schlagen von der FDP über Helmut Schmidt und die Antifa-AG am Bertha-von-Suttner-Gymnasium zu Frauen- und Schwulenfeindlichkeit in islamischen Ländern. „Genau!“ oder „Jawoll!“ riefen die Schilderhalter im Hintergrund, wenn die Redner wetterten gegen „Multikulti“ und „Massenzuwanderung“.
„Wir wollen auch was sehen
und gesehen werden“
Die Gegendemonstranten – um ein Vielfaches stärker vertreten – hörten davon wenig. Polizisten bildeten etwa fünfzig Meter von den Pro NRW-Leuten entfernt eine Trennlinie, hinter der sich die Protestler im wahrsten Sinne des Wortes querstellten und so einen Schutzgürtel formten zwischen der Moschee und den rundreisenden Islamkritikern. Die wiederum sahen sich in ihrer Opferrolle bestätigt. „Wir wollen auch was sehen und gesehen werden“, mokierte sich ein älterer Herr gegenüber einem der zahlreichen Polizeibeamten.
Wie die beiden Redner, so stammte auch der Rest der bescheidenen Pro NRW-Delegation offenbar aus dem Raum Köln. Auf der anderen Seite dagegen zeigte Oberhausen Flagge, wobei die Flaggen vor allem das Engagement linker Gruppen und Parteien widerspiegelten und auf der kleinen Bühne das eine oder andere altgediente Protestlied erklang.
Gleichwohl waren auch viele Jugendliche gekommen und das nicht nur, weil Unterrichtsausfall winkte. Die Schüler der Gesamtschule Weierheide präsentierten ihre Plakate (wir berichteten) wenn auch nicht den Pro NRW-Leuten, so doch Besuchern der Moschee. Deren Gemeinde hatte aufgetischt und lud zum Beisammensein im Hof. Die Einladung hatte am Morgen bereits SPD-Parteichef Sigmar Gabriel angenommen, der – wie Pro NRW – bald weiter musste, zur nächsten Kundgebung.