Wie Frauen der türkischen Gemeinde in Osterfeld ganz unbefangen mit den „harten Kerlen“ des Motorrad Clubs feiern – das ist Gemeindegründer Metin Senocak noch eindrucksvoll vor Augen. Ein Bild für gesellschaftliche Inklusion. Er muss schmunzeln, dann zieht Ärger auf die Stirn: „Anderswo will man Integration fördern, hier macht man sie kaputt.“

In der Einrichtung Bahnhof Osterfeld Nord (Bon) spitzt sich der Konflikt weiter zu um die zukünftige Nutzung des Ortes. Denn neben der türkischen Gemeinde und rund 19 Stadtteilgruppen, nutzt auch ein Waldorf-Kindergarten die Räume an der Rothebuschstraße. Bislang funktionierte dies harmonisch. Inzwischen aber will die Kindertageseinrichtung erweitern (WAZ berichtete). „Vor zwei Jahren haben wir überlegt, wie wir den Bestand der Einrichtung sichern können“, sagt Andrea Rupparth vom Vorstand des Waldorf-Kindergartens.

Dieser setzte auf U3-Angebote, denn mit dem Kibiz-Beschluss auf Landesebene, war der Bedarf in der Kommune absehbar. Rund 32 Prozent Bedarfsdeckung für Unter-Dreijährige muss sie bis 2013 sichern. „Wir sprachen vor etwa anderthalb Jahren mit der Stadt, ob es für einen möglichen U3-Ausbau zusätzliche Räumlichkeiten im Bon geben könnte, um den gesetzlich vorgeschriebenen, räumlichen Ansprüchen gerecht zu werden“, so Rupparth. Zurzeit betreut der Kindergarten sechs Kinder unter drei Jahren, der Ausbau soll für mindestens zehn erfolgen.

Finanziert werden soll er durch Landesfördermittel sowie einem Eigenanteil des Trägers. Laut dem Oberhausener Entwicklungsplan zur frühkindlichen Bildung und Betreuung, fördert NRW einen Umbau mit 8500 Euro pro Platz, 10 % der Investitionen muss der Träger leisten. Über die Höhe der Mittel bewahrt Rupparth jedoch Stillschweigen. Zu­nächst müsse die Entscheidung des Rates abgewartet werden.

Solange es aber kein grünes Licht gibt, hält sich die Stadt beide Seiten warm: „Uns sagt man, dass noch nichts entschieden sei“, so ein Sprecher der Bon-Gruppen, der kritisiert, dass die Stadt wegen eines Auszugs noch nicht auf sie zugegangen sei. Man warte wohl ab, ob das Land die Finanzierung stemmen werde. Denn der Umbau könne teuer werden, U3-gerecht sei der Bau ohne Modernisierung und besonders ohne Einbau eines Aufzugs nach Einschätzung der Bon-Gruppen nicht.

Zweifel haben sie auch an einer von der Stadt angebotene Ersatz-Stätte an der Gutestraße. Die Gruppen sollen zudem im neuen Haus Nutzungsverträge unterschreiben, es könnte damit eine Miete drohen, befürchtet der Sprecher. Und das würde für manche das Aus bedeuten, oder einen Umzug in ein anderes Gebäude. Das wiederum würde die seit vielen Jahren ko­ope­rierenden Gruppen auseinanderreißen. An die Peripherie Osterfelds wollen sie hingegen aus anderen Gründen nicht: „Wir sind lebensweltlich orientiert und nah an unserer Klientel“, sieht der Sprecher darin den Erfolg ihrer Stadtteilarbeit.

Lieber würden sie in dem bisherigen Gebäude expandieren – die Anfrage nach mehr Angeboten sei groß, und auch die türkische Gemeinde würde weitere Räume nutzen wollen. Dafür müsste jedoch der Kindergarten umziehen.