Der Frühling naht und lädt viele ein, die ersten wärmeren Tage an der frischen Luft zu verbringen. Da bietet es sich an, das Fahrrad heraus zu holen, sich darauf zu schwingen und bei einer Fahrt die wieder aufblühende Natur zu genießen.
Aber ein Problem gibt es jedes Jahr: Nachdem das Rad im Winter monatelang vernachlässigt im Schuppen stand, bekommt der Besitzer nun die Quittung. Mindestens eines der Räder hat einen Plattfuß, das Licht funktioniert nicht mehr, Bremsbeläge müssen erneuert und die Kette geölt werden.
Zweiradhändler Holger Lantermann kennt diese Probleme nur zu gut. „Eigentlich könnte ich mein Geschäft im Winter wie die Eisdielenbetreiber schließen“, sagt der 45-Jährige. Ist das Wetter aber über einige Tage wieder schön, staut die Kundschaft sich vor seinem Laden, um ihre Räder fit für den Frühling machen zu lassen. „In diesem Jahr erwarten wir einen extrem hohen Zulauf unserer Kunden. Die Leute waren die letzten Monate in ihren Häusern eingesperrt und haben es nun eilig, ihre Räder möglichst schnell wieder nutzen können“, so Lantermann.
Allerdings gäbe es auch einige Leute, die es mit dem Frühjahrs-Check nicht ganz so genau nehmen. Wer aber Kosten scheut, gefährdet sich und vor allem andere im Straßenverkehr. Dabei kann der Radbesitzer einige Schäden wie zum Beispiel zu geringen Luftdruck oder defektes Licht auch allein beheben. „Für alles, was die Fahrsicherheit betrifft, sind wir zuständig. Kosten für Reparaturen hängen vom Zustand des Rades ab“, informiert Holger Lantermann. Generell gilt also: Wer die Instandsetzung von Schäden lange vor sich herschiebt, zahlt am Ende drauf.
Anfang März schon kamen die ersten Kunden in das Königshardter Fahrradgeschäft und der Andrang nimmt kein Ende. Die Anzahl der zu reparierenden Räder ist bis heute auf 60 gestiegen und mit ihr die Überstunden für die Mitarbeiter. „Ist der Frühling erstmal da, ist hier die Hölle los. Oft stehen wir dann von sechs Uhr morgens bis 22 Uhr nachts in der Werkstatt“, so Lantermann. Nun kümmern sich vier Mechaniker um die anfallenden Reparaturen, um ihren Kunden schnellstmöglich schöne und vor allem sichere Radtouren zu ermöglichen. Mit dem Sprichwort „Arbeit bis Oberkante Unterlippe“ beschreibt Holger Lantermann die Situation gut.
Dass viele Räder so einen harten Winter nicht unbeschadet überstehen, weiß auch Timo Schmidthaus. Im „Little John Bikes“, dem Fahrradgeschäft, in dem der 23-Jährige arbeitet, werden deshalb Frühjahrsinspektionen angeboten. „Die Kosten betragen im Durchschnitt zwischen 35 und 60 Euro“, berichtet der Zweiradmechaniker. Das Wichtigste an einem fahrtüchtigen Fahrrad seien funktionierende Bremsen, eine richtig eingestellte Schaltung und der passende Luftdruck.
Auch die Polizei Oberhausen und der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) wissen um die erhöhte Unfallgefahr im Frühjahr und führten schon im vergangenen Jahr Fahrrad-Kontrollen an Schulen und auf Schulwegen durch. Um Sicherheit im Straßenverkehr zu gewährleisten, bietet der ADFC einen Fahrradreparaturkurs an, der die Teilnehmer fit für angehende Touren machen soll. „Unsichere Fahrer sollen lernen, wie man kleinere Schäden am Rad beheben kann. Es geht vor allem darum, die Hemmschwelle zu überwinden“, berichtet Marcus Lange-Böhmer (40), ADFC-Sprecher in Oberhausen.