Sicherheit – die wünschen sich die Anwohner rund um die Betuwe-Linie. Die Bahnstrecke, die Oberhausen mit dem Rotterdammer Hafen verbindet, ist eine der wichtigsten Güterstrecken Europas. Entsprechend hoch das Verkehrsaufkommen. Und geht es nach dem Willen der Bahn, wird es noch mehr werden. Dagegen kämpft seit zehn Jahren die Bürgerinitiative „Betuwe – so nicht“. Wobei es den Betroffenen nicht darum geht, die Strecke zu blockieren. „Im Gegenteil, grundsätzlich begrüßen wir die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schienen.“, erklärt Sprecher Manfred Flore. Er und seine Mitstreiter hoffen sehnsüchtig auf das dritte Gleis, den damit vorgeschriebenen Lärmschutz und mehr Sicherheit.
Unterstützung erhält die Bürgerinitiative, die sich mit anderen Initiativen entlang der Strecke zusammen getan hat, von der Feuerwehr. Die geht, in Person des stellvertretenden Feuerwehrchefs Gerd Auschrat, hart mit der Deutschen Bahn AG ins Gericht. „Die Mindestanforderungen der Bahn gehen gegen Null.“ Stattdessen haben die Feuerwehren entlang der Strecke bis Emmerich ihrerseits einen Maßnahmenkatalog erstellt. Geht es nach ihnen, sollen diese Sicherheitsanforderungen im Planfeststellungsverfahren festgeschrieben werden. Andernfalls werde sich die Bahn auf solche Sicherheitsanforderungen nicht einlassen, glaub Auschrat. Zu häufig ist die Bahn im gesamten Prozess um den Ausbau der Betuwe-Linie schon als Bremser aufgetreten. „In Holland wurde die Strecke neu gebaut, ist quasi eine Autobahn, die in Emmerich auf einem Feldweg endet“, sieht Flore die Notwendigkeit des Ausbaus.
Oberhausens technischer Beigeordneter Peter Klunk geht davon aus, dass das Planfeststellungsverfahren für den ersten Bauabschnitt vom Hauptbahnhof bis zum Sterkrade Bahnhof noch im ersten Halbjahr 2010 begonnen werden kann. Auch eine Bürgerversammlung ist zur Mitte des Jahres geplant. Wenn die Bahn mitspielt, was in der Vergangenheit nicht immer der Fall war, „schließlich sollte das Verfahren längst angelaufen sein“, erinnert Klunk.
Umso wichtiger sei es, die Sicherheitsforderungen in den Plänen zu verankern. Dafür sind die Feuerwehren entlang der Strecke 14 verschiedene Schadensszenarien durchgegangen. Einen Teil konnten sie von holländischer Seite übernehmen, „aber weil auf deutscher Seite Personenverkehr über die Strecke läuft, mussten wir weitere Überlegungen anstellen“, so Auschrat.
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Als größter anzunehmender Unfall gelten Zwischenfälle mit Gefahrstoffen. „Und wir gehen im Moment davon aus, dass 60 bis 70 Prozent der transportierten Güter Gefahrstoffe sind.“ Deshalb fordern die Wehren unter anderem Notausgänge in den Lärmschutzwänden und Zufahrten für Rettungsfahrzeuge bis zu einem Gewicht von 16 Tonnen – auch während der Bauphase. Außerdem müsse die Bahn an den Notausgängen handbetriebene Transportdraisinen einsetzen, mit denen Verletzte geborgen werden. Auch die Versorgung mit Löschwasser (mindestens 6000 Liter/Minute) müsse gesichert sein. Nach holländischem Vorbild wünschen sich die Retter handbetriebene Erdungsschalter entlang der Strecke.
Flore vergleicht den Betrieb der Strecke mit einem Chemiebetrieb. „Unternehmen, die mit gefährlichen Stoffen arbeiten, müssen auch Sicherheitsanforderungen erfüllen und bezahlen.“ Welche Kosten nach auf die Bahn zukommen, konnte jedoch keiner der Beteiligten beziffern. Für das Gesamtprojekt seien 1,2 Milliarden veranschlagt. „Was die Sicherheit angeht reden wir nicht über Riesen-Millionen-Beträge, glaubt Auschrat.