Erika Knoll (82) beklagt, dass auf der Straßenbahnlinie 112 oft alte Bahnen unterwegs sind. Diese haben - im Gegensatz zu Niederflurbahnen - Stufen. Der Einstieg ist für Senioren mit Rolatoren oft unmöglich. Frau Knoll beschwert sich, dass sie oft zwei bis drei Bahnen abwarten muss, bis eine geeignete kommt.

„Alles meckert, keiner kümmert sich.“ Die, die das sagt, ist eine Dame mit 82 Jahren Lebenserfahrung. Was sie keinesfalls davon abhält, die Dinge in die Hand zu nehmen. Das, was Erika Knoll ärgert, betrifft nicht nur sie, „es schimpfen alle“.

Es geht um Folgendes: Weil es den Supermarkt ums Eck nicht mehr gibt, müssen Frau Knoll und viele ihrer Nachbarn und Bekannten mit der Straßenbahn zum Einkaufen fahren. An der Haltestelle „Landwehr“ steht die Seniorin dann, ausgerüstet mit ihrer Einkaufstasche auf Rollen und wartet – auf die 112. Wenn der Wagen da ist, muss Erika Knoll ebenso wie ihre Freundin, die auf einen Rollator angewiesen ist, zunächst einmal schauen, ob sie überhaupt reinkommt in die Bahn.

Denn immer häufiger sind keine Niederflurbahnen im Einsatz, sondern jene alten Schätzchen, die noch mit hinderlichen Stufen daherkommen. „Es ist wie Roulette“, sagt Erika Knoll. Manchmal müssten sie zwei bis drei Bahnen fahren lassen, bis endlich eine geeignete kommt, die wenigstens eine Tür hat, die problemlosen Zugang verschafft.

Wir fragen bei der Stoag nach, die diese Linie gemeinsam mit der Mülheimer Verkehrs-Gesellschaft betreibt. „Es fahren tatsächlich ältere Bahnen, wenn die Niderflurfahrzeuge in Reparatur sind“, ist die ehrliche Aussage von Christian Pieper, Abteilungsleiter im Bereich Verkehrsmanagement. Auf unseren Wunsch schaut er auf dem Einsatzplan nach, wie oft dies in den vergangenen Tagen der Fall war. „Seit dem ersten März waren zu 80 Prozent Niederflurwagen unterwegs“, ist sein Ergebnis. Die verbliebenen 20 Prozent seien sowohl mit Wagen mit einem Niederflurmittelteil als auch mit solchen ohne bestritten worden.

Entschuldigend fügt Pieper hinzu, dass die Linie 112 zwar planmäßig zu 100 Prozent mit den modernen Fahrzeugen befahren werden sollte, dass diese Standardwagen jedoch sehr störanfällig seien.

Infolgedessen seien sie häufiger mit Schäden in der Reparatur, wie es derzeit bei zweien der Fall sei.

Ein schwacher Trost für Erika Knoll, weil sie doch auch in Zukunft die eine oder andere Zeit an der Straßenbahnhaltestelle verbringen werden muss, bevor die Bahn vorbeikommt, die sie mühelos besteigen kann. Und doch klingt sie ganz zufrieden, als sie von der Erklärung der Stoag erfährt. Vielleicht, weil sie jetzt das gute Gefühl hat, sich nicht wie die anderen nur geärgert, sondern ihrem Unmut an der richtigen Stelle auch Luft gemacht zu haben.