Mehr Sicherheit für Senioren. Das ist erklärtes Ziel von Stadt und Polizei. Deshalb riefen sie das Projekt „Seniorensicherheitsberater ins Leben“.
Hinter dem sperrigen Begriff stecken jetzt Menschen. „Wir wollten die Aktion schon etwas griffiger Senioren für Senioren nennen“, sagte am Freitag Polizeipräsidentin Heide-Flachskampf-Hagemann. Denn eigentlich hatte man vor, ältere Menschen von Älteren beraten zu lassen, damit sie etwa auf Enkeltrick-Betrüger nicht mehr hereinfallen und sich auch sicherer fühlen. Aber dann kam - wie so oft im Leben - alles ganz anders.
Inga Bonk ist mit ihren 26 Jahren die jüngste Beraterin und vom Seniorenalter meilenweit entfernt. Die Juristin, die als Rechtsreferendarin am Landgericht Duisburg arbeitet, wollte ehrenamtlich tätig werden. Erfuhr von dem Projekt und war begeistert. Sie erhielt nun wie auch die übrigen 15 Berater nach einer mehrtägigen Ausbildung ihre Urkunde. Den Damen wurde sie von Oberbürgermeister Klaus Wehling überreicht. Den Herren von der Polizeipräsidentin. Aufgabenteilung ein bisschen so wie im Karneval. Aber Bützchen gab es nicht.
Dafür erzählte Inga Bonk, dass sie nach ihrem ersten Vortrag vor Senioren in der Evangelischen Christusgemeinde schon einen Riesen-Blumenstraße bekommen habe. „Das war richtig nett“, berichtete sie von der Veranstaltung. Sie schilderte ihren Zuhörern dort, wie Täter vorgehen, und gab dann Tipps und Tricks, wie man sich schützen kann. Schnell entwickelte sich eine angeregte Diskussion. „Die Senioren haben ganz viele eigene Geschichten erzählt, eine Frau war dabei, die schon zwei Mal ausgeraubt wurde“, sagte die Juristin. Sie hatte, um überhaupt Kontakt zu Senioren zu bekommen, alle Kirchengemeinden in ihrem Bezirk in Alstaden angeschrieben, die VHS und das Katholische Bildungswerk.
Zahide Derin (36) hat ganz ähnliche Ansatzpunkte für ihre Arbeit. Auch sie hat in Sterkrade Kontakte zur Apostelkirche, der Schul-Sozial-Kirche und der Mevlana-Moschee aufgenommen. Als Beratern mit Migrationshintergrund kann sie sich gerade im Bereich Tackenberg um ältere türkische Mitbürger kümmern, die oft „gar kein oder nur sehr schlechtes Deutsch sprechen“, wie sie sagt. Zahide Derin arbeitet für das Projekt „Pro Wohnen“, und dort hatte Johannes Paus, zuständig für Kriminalprävention und Opferschutz bei der Polizeiund Entwickler des Projektes, um Ehrenamtler geworben. Die Mutter einer Tochter schwärmt von der Ausbildung zur Seniorensicherheitsberaterin. „Es war keine Sekunde langweilig.“ Enkeltrickbetrüger, glaubt sie, hätten es bei ihren Landsleuten wohl schwerer, wegen des noch stärkeren Familienzusammenhaltes. Aber sie erzählte von einer Frau, die mir ihrer Schwiegermutter zusammenlebt: „Als sie in den Sommerferien sechs Wochen verreisten, wurde bei ihnen gleich zwei Mal eingebrochen.“
Übrigens werden weitere Berater besonders für Holten, Schmachtendorf und Lirich gesucht. Vier Anwärter gibt es bereits. Aber da in Oberhausen 25 Bezirksbeamte unterwegs sind, mit denen die Berater zusammenarbeiten werden, „könnten wir gut 30 gebrauchen“, so Paus.