Freiwilligen Gemeinwohldienst – den fordert SPD-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft von Langzeitarbeitslosen. Geht es nach der Politikerin, sollten sich Hartz-IV-Empfänger in Vereinen oder Altenheimen nützlich machen – etwa durch Fegen oder Vorlesen. Dafür sollen die Betroffenen dann einen „symbolischen finanziellen Aufschlag“ erhalten. Dabei hat sie besonders die Arbeitslosen im Auge, die nie mehr einen regulären Job finden könnten. Das seien immerhin rund ein Viertel der Langzeitarbeitslosen, glaubt Hannelore Kraft. Ihnen wolle sie so eine „würdevolle Perspektive“ verschaffen.

Bleibt die Frage, ob die betroffenen Arbeitslosen auf diese Art von Perspektive wirklich gewartet haben. In Oberhausen hält sich die Begeisterung in Grenzen. Gegen freiwilliges Engagement wehrt sich zwar niemand vehement – aufs Abstellgleis will sich aber auch niemand schieben lassen. Ein Job mit echter Perspektive ist nach wie vor das oberste Ziel. So auch bei Cenay Sengün. Die 21-Jährige lebt seit drei Jahren von Arbeitslosengeld II und träumt von einer Ausbildung zur Friseurin. Freiwilliger Arbeit steht sie aber nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber: „So bekommen die Leute wenigstens etwas zu tun.“ Gleichzeitig fragt sie sich, wie das in der Praxis tatsächlich aussehen solle.

Darüber hat auch Elena Jovanovaska nachgedacht. Zwar sei es besser, als die ganze Zeit zu Hause zu sein, „aber ich bin eine Mutter von zwei Kindern. Daher kommt das für mich nicht in Frage“. Viel mehr solle der Staat für zusätzliche Arbeitsplätze sorgen.

Ein Forderung, die auch andere Betroffene erheben. Zudem sei es wichtig, dass mehr mit den Arbeitslosen gesprochen werde als über sie. Völlig unabhängig von aktuellen Polit-Diskussionen fühlen sich einige Betroffene inzwischen nämlich immer mehr als „Verschiebemasse“, die möglichst schnell irgendwo untergebracht werden müssten. „Ohne das genauer auf Qualifikationen oder bisherige Berufsstationen eingegangen wird“, klagt ein Hartz-IV-Empfänger.