Oberhausen. .

Einmalig, da ist sich Hans-Georg Poß sicher, wird es nicht lange bleiben, aber erstmalig ist es nun mal. Es handelt sich um „experimentellen Wohnungs- und Städtebau“, was gerade an der Wasgenwaldstraße im Ortsteil Tackenberg entsteht.

Nicht nur der städtische Bereich Soziales, am Donnerstag durch Leiter Hans-Georg Poß, den Fachbereichsleiter für ältere Menschen, Jürgen Jäschke, und die „Allzweckwaffe“ Nese Özcelik vertreten, sind froh, das Wohnprojekt auf die Beine gestellt zu haben. Mit seiner Hilfe sollen ältere Mitbürger mit Migrationshintergrund weniger Sorgen vor dem Lebensabend haben. Das Problem war unlängst auch wissenschaftlich bestätigt worden. Die Zahl der hier gebliebenen einstigen „Gastarbeiter“ ist groß und wächst. Frau Özcelik: „Hier auf Tackenberg sind 63 Prozent der Bevölkerung Migranten, neun Prozent sind schon älter als 65 Jahre, aber enorm hoch ist der Anteil der 45- bis 65-Jährigen.“

Im Herkunftsland zeige sich das Problem nicht oder nur gering: „Das System Großfamilie fängt das auf“, erwähnt Yusuf Giraz, Vorsitzender des städtischen Integrationsrates. Es gebe mittlerweile (nicht in Oberhausen) zwar Alten- und Pflegeheime, aber: „Türkische Familien finden das nicht gut, mögen den Begriff ‘Heim’ nicht“, weiß Nese Özcelik.

Alternativprogramm

An der Wasgenwaldstraße entsteht ein Alternativprogramm, das richtungsweisend sein dürfte: Insgesamt vier Wohnungen sowie zwei Wohngemeinschaften mit jeweils drei Zimmern warten auf Mieter. Die müssen nicht sehr viel bezahlen – auf 5,11 Euro beläuft sich der Mietzins für den Quadratmeter. Das ist erschwinglich auch für die Bezieher geringerer Renten und hat den Hintergrund, dass viele für längere Zeit aus der neuen Heimat in die alte Heimat fahren. So soll das finanzierbar bleiben.

Was hinzu kommt, sind der gern genutzte Gemeinschaftsraum sowie ein umfangreiches Angebot an Dienstleistungen. Die Wohnungen sind ohnehin altengerecht und behindertenfreundlich, und als Betreuerinnen stehen Zahide Derin und Nuray Degirmenci den Bewohnern des Quartiers mit Rat und Tat zur Seite.

„Moschee- und Kirchengemeinde, Nachbarn und Neue können sich hier treffen“, ist Poß überzeugt, dass die 610 000 Euro (550 00 vom Bund, 60 000 vom Land) bestens angelegt sind.