Oberhausen. .

Den Hauptschulen laufen die Schüler weg. Heißt es immer und überall. Alfons Fiedler (62), Rektor der katholischen St.-Michael-Hauptschule, kann das nicht mehr hören. „Das trifft auf uns nicht zu“, führt er steigende Schülerzahlen von 40 Prozent ins Feld.

Mit 72 Neuanmeldungen für das kommende Schuljahr ist St. Michael „dicht“. Aber was hat St. Michael, was andere Hauptschulen nicht haben? Warum gibt es überhaupt eine katholische Hauptschule?

Fiedler spricht vom Homogenitätsprinzip. „Das bedeutet“, erklärt er, katholische Eltern haben das Recht, für ihre Kinder katholische Lehrer zu bekommen.“ St. Michael, eine staatliche Schule mit konfessioneller Prägung, ist die einzige katholische Hauptschule in Oberhausen und eine von 50 in NRW. Nur zwei davon sind, so Fiedler, in kirchlicher Trägerschaft. St. Michael nimmt auch evangelische Kinder auf. Aber nur etwa zehn Prozent.

„Muslime haben wir gar nicht an der Schule, weil wir in unserem eigenen Glauben so viel klären müssen“, sagt der Schulleiter. Da könne man den Lehrern nicht zumuten, sich womöglich noch auf Kinder mit Burka einzustellen. „Ich gehe ja auch nicht nach Schalke und schreie für Dortmund“, bringt es der Rektor auf den Punkt.

Die Auswahl der Schüler liegt, wie bei nicht konfessionell gebundenen Schulen auch, bei der Schulleitung. Wie vom Presseamt der Stadt zu erfahren war. Die Schulverwaltung hat darauf keinen Einfluss. Bei den elf katholischen Grundschulen in der Stadt haben Kinder anderer Konfessionen eher eine Chance, aufgenommen zu werden, weil es eben mehr sind. „Die decken den Bedarf eher ab“, so ein Mitarbeiter des Presseamtes der Stadt.

„Ich muss katholische Kinder favorisieren“, erklärt Fiedler. Aber nicht deshalb habe er einen evangelisch getauften Jungen abgelehnt, dessen Mutter sich später beschwert hatte. „Wir waren einfach dicht“, sagt Fiedler.

Apropos dicht. Was ist an St. Michael nun so Besonderes? Fiedler lacht: „Wir sind einfach gut.“ Dann beginnt er zu erklären: „Das katholische Element ist, dass wir in der Verantwortung vor Gott verpflichtet sind, Kinder zu fördern“. Das könne jede andere Schule. Und gänzlich uneitel fügt der Rektor hinzu: „Es gibt ja auch viele andere gute Schulen.“ Der Unterschied ist: „Bei uns wird der Glaube gelebt.“ Fiedler spricht von den zwei Säulen, auf denen St. Michael ruht. Die eine sind die Schulabschlüsse, die hin bis zur mittleren Reife mit der Qualifikation für die gymnasiale Oberstufe reichen. Die andere ist die religiöse, die Schulgebete, Messen oder Frühschichten mit einschließt. Gerade dies führe zu einem ganz anderen Feeling untereinander. „Wir sehen den Menschen im Vordergrund“, sagt Fiedler, der von Eltern mit Problemkindern schon mal seltsame Blicke erntet, wenn er sie fragt, wie es um die Seele des Kindes bestellt ist.