Oberhausen. .

Rückwärts manövriert Peter Walkenbach die alte orangefarbene Mercedes-Pritsche an das Loch heran. Auf der Ladefläche: Kalkstein. Das soll die Frostschutzschicht der Fahrbahn der Flügelstraße werden. An gleicher Stelle war bis vor kurzem noch ein tiefer Straßenkrater.

Hier hatte der Frost der Fahrbahn den Rest gegeben. Das Bauteam der Wirtschaftsbetriebe Oberhausen (WBO) will die Stelle nun flicken. Großflächig wurde die beschädigte Stelle herausgeschnitten und ausgeschachtet, jetzt soll der Aufbau der neuen Fahrbahn an dieser Stelle beginnen.

Eigentlich. Denn als Weißenbach das Kalksteingemisch abkippen will, passiert – nichts. Die Hydraulik spinnt, der Kippmechanismus spielt nicht mit. Der Trupp reagiert mit Galgenhumor: „Tja, wenn mann mit modernsten Fahrzeugen unterwegs ist.“ Aber es hilft ja nichts. Also muss Kollege Cemal Kilic in seinen Bagger klettern und die Steine von der Ladefläche schaufeln. Zumindest so weit der Baggerarm reicht. Danach ist Muskelkraft gefragt. Dominik Mrak und Björn Bittner klettern auf die Ladefläche und legen los. Schaufel um Schaufel rieselt das Gemisch in die etwa 20 Zentimeter tiefe Grube.

Im Dauereinsatz

Andreas Simon und Detlev Herrendier bei der Arbeit. Foto: Christoph Wojtyczka / WAZ FotoPool
Andreas Simon und Detlev Herrendier bei der Arbeit. Foto: Christoph Wojtyczka / WAZ FotoPool

Die Männer sind derzeit im Dauereinsatz. Nach dem Winterdienst steht nun das Beseitigen der Winterschäden auf dem Programm. Neun Kolonnen sind für die WBO unterwegs, um die Straßenschäden, die der Winter verursacht hat, zu reparieren. Aber selbstverständlich werden längst nicht alle Löcher so aufwändig gestopft, wie hier auf der Flügelstraße. In vielen Fällen muss zunächst das so genannte Wintermischgut helfen. Mit der Schüppe wird das Teergemisch in die Schlaglöcher gebracht. Verdichten. Fertig.

„Im Moment geht es darum, die Verkehrssicherheit aufrecht zu erhalten“, sagt Andreas Croonenbroeck, der für die Unterhaltung zuständige Abteilungsleiter bei den WBO.

Seine Mitarbeiter können inzwischen keine Schlaglöcher mehr sehen. „Gefühlt 400 Stück haben wir bestimmt schon geflickt“, glaubt Peter Walkenbach. Als Tour „von Loch zu Loch zu Loch“ empfindet er seinen Arbeitstag im Moment. Und beliebt sind die Kolonnen in der orange-farbenen Warnkleidung auch nicht. „Ich habe mir schon alles anhören müssen“, sagt Walkenbach. Gerade erst vor drei Tagen war es wieder so weit. Walkenbach und seine Kollegen waren auf der Buschhausener Straße im Einsatz. „Wir haben extra nicht in der Hauptverkehrszeit gearbeitet. Trotzdem war das ein Gehupe und Geschimpfe, wie ich es lange nicht gehört habe.“

Straßenbautrupp der WBO repariert Schlagloecher in der Fluegelstraße Foto: Christoph Wojtyczka / WAZ FotoPool
Straßenbautrupp der WBO repariert Schlagloecher in der Fluegelstraße Foto: Christoph Wojtyczka / WAZ FotoPool

Dickes Fell zulegen

Kollege Cemal Kilic hat einen Tipp: „In neunzig Prozent der Fälle einfach die Ohren zu machen. Diskutieren bringt nichts“, hat er in 25 Jahren Straßenbau gelernt. Im Zweifelsfall würden nämlich genau die schimpfen, die sich auch lauthals über Schlaglöcher aufregen, bringt er die Schizophrenie mancher Mitbürger auf den Punkt. Als Straßenbauer ist man daran halt gewöhnt.

Inzwischen geht es weiter durch Alstaden. Auf den Heiderhöfen kann man noch die simpelste Form der Verkehrssicherung bewundern. Rot-weiß-gestreifte Barken rund um ein Schlagloch. In so einem Fall treibt diese Farbkombi sogar eingefleischten RWO-Fans die Zornesröte ins Gesicht.

Croonenbroeck kann nur mit den Schultern zucken. Die Witterung macht seinen Leuten zu schaffen. Das Wasser sammelt sich in den Löchern und wenn Autos – oder noch schlimmer Busse – durch die Pfützen fahren, waschen sie die Krater immer weiter aus. Und aus einem Flicken wird so schnell ein Flickenteppich. Zu bewundern einige Meter weiter in Höhe der Haltestelle Lickenberg. Eine Fahrbahnseite ist fast fertig auf der Gegenfahrbahn sieht der Kenner sofort die nächste Baustelle. „Da müssen wir mit Sicherheit ‘ran“, urteilt WBO Straßenmeister Thomas Schweinstig. Dabei wurde im vergangenen Jahr nur wenige Meter vor der Schwachstelle großflächig ausgebessert. Und genau das ist das Problem. „Egal wie gut man die Schäden repariert, rundherum bricht es bald wieder auf.“ Wenn das Wasser einmal in die Fahrbahndecke eingedrungen sei, seien immer mehr Reparaturen nötig.

Und so werden Peter Walkenbach und seine Kollegen noch so manche Überstunden aufbauen – als ob sie nicht schon durch den Winterdienst genug auf dem Stundenkonto hätten.