„Mein Vater war im Krieg in Sibirien”, sagt Josef Zottler (70). Und dann fügt der Oberhausener gleich hinzu: „Aber ich bin mit meinem Kochlöffel weiter gekommen, als er mit seinem Panzer.” Mit dem Senior-Experten-Service steht der gelernte Koch Menschen in aller Welt mit Rat und Tat zur Seite.
„Mein Vater war im Krieg in Sibirien”, sagt Josef Zottler (70). Und dann fügt der Oberhausener gleich hinzu: „Aber ich bin mit meinem Kochlöffel weiter gekommen, als er mit seinem Panzer.” Wenn die Welt von Kochlöffeln, statt von Panzern regiert wird, kann das nur gut sein. Zottler trägt auf seine Art zur Völkerverständigung bei. Mit Kochlöffel und Rezepten. Liebe geht eben durch den Magen. Menschenliebe so ganz allgemein vielleicht auch.
Der gelernte Koch hatte jedenfalls früher seinen eigenen Betrieb in Oberhausen. „Brötchen Josef”, sagt er stolz. Aber als es dann Zeit wurde, in Rente zu gehen, fand er den Ruhestand so prickelnd nicht. Wie gut, dass es da den Senior-Experten-Service gibt. Der schickt Fachkräfte im Ruhestand in alle Welt, um dort Menschen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Zottler reiste also nach China, fuhr nach Russland und Kasachstan. „Immer mal wieder so für drei bis fünf Wochen”, sagt er. Und jetzt verschlug es ihn nach Sibirien. In Restaurants unterrichtete er zwei bis drei Stunden pro Tag Köche in deutscher und westeuropäischer Küche. „Damit die Gastronomie da ein bisschen auf international gehen kann”, erklärt der 70-Jährige. Die russischen Köche seien hervorragende Dekorateure und Fruchtschnitzer, aber wie man Salzburger Nockerl macht, das musste Zottler ihnen erst zeigen. „Da war sogar das Fernsehen dabei”, lacht er. „Deshalb habe ich in der Küche ein bisschen getanzt, schließlich gibt es ja das Operetten-Lied „Salzburger Nockerl werden im Himmel von Engeln serviert.”
Überhaupt scheint Zottler bei seinen Einsätzen in Restaurants in den Städten Irtrutzk und Angarsk als kleiner Star gefeiert worden zu sein. Auf riesigen Plakatwänden wurde er dort angekündigt. Und nach seinem Fernsehauftritt, sagt er, waren in dem Restaurant in den nächsten Tagen alle Tische reserviert. „Und fast nur von Frauen, dabei bin ich doch nicht Brad Pitt”, schmunzelt er.
Überhaupt sieht man Zottler auf seinen Erinnerungsfotos ganz oft umgeben von vielen hübschen Russinnen. „Und trinken können die”, schwärmt er. Und erzählt von einer Geschäftsfrau, die sechs halbe Liter Bier plus Wodka verpackte, ehe sie wieder in ihr Auto stieg und auf eisglatter Fahrbahn nach Hause schlitterte. Zottler möchte für die Russen eine Lanze brechen. „Sie haben so einen schlechten Ruf, weil sie sich im Ausland oft so auf Buffets stürzen”, sagt er. Das sei jedoch keine Gier. Es ist in Russland Sitte, an einem Tisch zu sitzen, der vollgepackt ist mit Speisen. Und viel zu essen und zu trinken. Zu feiern eben. „Das ist auch immer sehr lustig”, sagt Zottler. Seinen Köchen am anderen Ende der Welt rät er übrigens zu deutschen Küchenausstattungen, „weil die ein Leben lang halten”. Ein Restaurant hatte sich auf seinen Tipp hin tatsächlich komplett neu mit deutschen Küchen-Sachen ausgerüstet.
Seine Reisen, die Einsätze sind übrigens ehrenamtlich, seien immer sehr abenteuerlich, sagt der Oberhausener. Diesmal war er auch an der Grenze zur Mongolei. „Da hat mir ein Schamane den Adlertanz gezeigt, den tanzen die Mongolen, wenn sie einen Ringkampf gewonnen haben.” Die Welt ist eben voller Überraschungen und manchmal etwas ungerecht. Zottler: „In Sibirien waren minus 35 Grad Celsius, aber Autos kratzen muss dort keiner.” Die Kälte ist dafür zu trocken.