Oberhausen. .
Am Freitag gehen die ersten videoüberwachten Stoag-Busse an den Start. Fahrgäste sollen sich sicherer fühlen, Straftaten verringert werden. Kritiker glauben, die Kameras verhindern Eingriffe in Gefahrensituationen.
Was ab heute in den Bussen zu sehen ist, ist – wenn man so will – von langer Hand vorbereitet: Schon seit 2006 kauft die Stoag Busse, in denen die Kabel für die Bildschirmüberwachung bereits angelegt sind. Zwei Fahrzeuge sind ab heute mit einer solchen „Videoschutzanlage“ unterwegs. 34 werden am 4. August folgen. Bis zum Jahresende werden weitere 17 neue hinzustoßen. Etwas unter 50 Prozent der Flotte, 53 von 125 Bussen, wird damit ausgerüstet sein.
Mindestens sieben Augen beobachten künftig den Innenraum, zwei davon gehören dem Fahrer, die anderen den fünf Kameras, die im Einstiegsbereich, dahinter und vor allem ganz hinten angebracht sind. Die Aufnahmen landen auf einem Bildschirm beim Fahrzeugführer. Theoretisch sieht er damit – anders als beim bloßen Spiegel – gleichzeitig den ganzen Businnenraum.
Psychologischer Effekt
Praktisch wird das wohl an Grenzen stoßen, denn schließlich muss er weiterhin vorrangig auf den Verkehr achten. Ein sensibles Thema ist die Videoüberwachung im öffentlichen Raum dennoch. Die Busse müssen, so ist es rechtlich vorgeschrieben, ein Piktogramm mit dem Hinweis auf die Kameras tragen. Nicht zuletzt darum betont Stoag-Vorstand Werner Overkamp: „Sie dienen nicht vorrangig der Überwachung.“ Overkamp setzt in erster Linie auf einen psychologischen Effekt: Sie sollen ein Sicherheitsgefühl vermitteln und präventiv mögliche Schmierer vom Schmieren abhalten. Schließlich werden die Aufnahmen 48 Stunden lang aufbewahrt und erst dann überschrieben. Der Fahrer kann auf Knopfdruck eine bestimmte Szene vor dem Überschreiben schützen. Eine Tat ließe sich so verfolgen, der Täter identifizieren. Wenn man wollte.
100 000 Euro kostete die Aufrüstung. „Wir versprechen uns davon weniger Vandalismus und mehr Sauberkeit in unseren Fahrzeugen“, so der Vorstand, andere Unternehmen haben damit, laut Overkamp, die mutwilligen Beschädigungen in Bussen beschränken können. Pressesprecherin Sabine Müller sichert einen sensiblen Umgang mit den aufgezeichneten Daten zu. Stationäre Videoanlagen – 57 Kameras – sind bereits entlang der Trasse u.a. an Aufzügen und Rolltreppen installiert.
„Die Sicherheit ist trügerisch“
Auch Wilhelm Hausmann, Kreisvorsitzender der CDU und im Aufsichtsrat der Stoag, steht der Videoüberwachung „positiv gegenüber: Solche Maßnahmen sind Teil unserer Konzepte gegen Angsträume. Es ist aber nicht der allein selig machende Weg.“ Hausmann glaubt, dass solche Maßnahmen diejenigen Bürger bestärkt, die für Recht und Ordnung eintreten.
Kritisch betrachtet hingegen Claudia Leischen (Die Linke) die Maßnahme: „Die Sicherheit ist trügerisch“, mahnt sie, „Die Überwachung in Großbritannien hat das Gegenteil gezeigt: Menschen greifen häufiger in bestimmte Situationen nicht mehr ein, weil sie glauben, die Kamera hat es schon aufgezeichnet.“ Die Abschreckung, so Leischen, funktioniere nicht. Stellungnahmen der anderen Parteien gab es bis zum Redaktionsschluss nicht. Es bleibt heiß diskutiert. Nach Angaben der Stadtwerke Neuss seien die Kosten für die Beseitigung von Vandalismus-Schäden um 80 Prozent von 50 000 auf 10 000 Euro jährlich gesunken, seitdem sie ihre Nahverkehrs-Busse per Video überwachen lassen. Ausgangspunkt war ein Pilotprojekt des NRW-Landesverkehrsministeriums.