Sie ist eines der unbekannteren Industriedenkmäler des Ruhrgebiets: die Henkelmannbrücke am Rande des Knappenviertels. Dennoch leistete sie viele Jahre lang wichtige Dienste, als die Frauen und Kinder von eben dieser Brücke das Mittagessen für die Stahlarbeiter des nahen Hüttenwerks herabließen. Durch diese Tradition bekam die Brücke ihren Namen.
Doch mittlerweile sind diese Tage vergessen, der sprichwörtliche Lack ist ab. Das musste Hannelore Terfoort am eigenen Leib erfahren, als sie mit ihrem 35-jährigen Sohn vor zwei Wochen auf der Brücke spazieren ging.
Fast
eingebrochen
„Mein Sohn wäre drei Mal fast in der Brücke eingebrochen“, so die Oberhausenerin. „Die Bodenplatten sind dort dünn wie bei einem herkömmlichen Terrassenboden und sahen ohnehin schon sehr verrottet aus.“
Angesichts der Höhe der Brücke sowie der Tatsache, dass darunter eine stark befahrene Bahnstrecke liegt, sehe sie eine große Gefahr: „Selbst wenn ältere Menschen dort nicht einbrechen, sondern nur stolpern, kann immer noch einiges passieren.“
Für Hannelore Terfoort steht die Frage im Raum, warum die Stadt nicht einschreitet und die Brücke sperrt. Doch genau das hat sie bereits zu Beginn der vergangenen Woche getan, wie Pressesprecher Rainer Suhr berichtet: „Unsere Mitarbeiter haben bei einer Routinebegehung die Schäden an der Brücke bemerkt. Sie ist bereits seit Montag oder Dienstag gesperrt“, so Suhr, der auf die Verkehrssicherungspflicht der Stadt verweist.
Seine Theorie: Vandalen müssen die rot-weißen Warnbaken von der Brücke entfernt und die Böschung hinuntergeworfen haben. Suhr: „Natürlich werden wir die Absperrungen wieder aufstellen. Die Brücke wird dann schnellstmöglich repariert.“
Infotafel
spendiert
Vorher wird allerdings noch geprüft, welche Art von Reparatur infrage kommt. Zwei Möglichkeiten werden momentan geprüft: „Es ist noch unklar, ob wir nur die einzelnen Bodenbretter erneuern oder ob die Brücke komplett saniert wird“, so Suhr. Momentan werde errechnet, welche Möglichkeit langfristig günstiger sei.
Noch im August 2009 bekam die Henkelmannbrücke eine Infotafel vom Historischen Verein Oberhausen-Ost spendiert. Mit ihr können sich Wanderer und Radfahrer anhand von Texten und Bildern einen Eindruck darüber verschaffen, wie die Industrielandschaft um die Brücke vor 100 Jahren ausgesehen hat.