Die neue Generation der Laserpistole schafft unter günstigen Voraussetzungen 1000 Meter. Wer rasend in ihr Visier gerät, ist dran.

Polizeihauptkommissar Martin Ottersbach (47) und Polizeikommissar Timm Petry (28) haben sich gegen Mittag an der Teutoburger Straße in Höhe der Jacobischule positioniert, um die Geschwindigkeit der Fahrzeuge zu kontrollieren. Die meisten Wagen schleichen vorsichtig auf die deutlich sichtbare Polizeikontrolle zu. Aber eine Fahrerin aus Essen drückt dann doch zu sehr aufs Gas in dieser Tempo-30-Zone. Und schon wird sie gestoppt. Wobei Otterbach eines klar stellt: „Wir machen die Knollen nicht um der Knollen willen, unser Ziel ist es, Unfälle zu bekämpfen.“ Und das hat der Verkehrsdienst der Polizei geschafft. „Die Zahl der Verkehrsunfälle konnten wir nicht senken, aber doch die Anzahl der Unfälle mit schweren Folgen“, nennt der PHK ein Ergebnis ihrer Arbeit. Konkret heißt das, die Menschen rasen nicht mehr so extrem. Und das offensichtlich seit drei Jahren, seit im Zuge der Neuorganisation der Polizei ein Verkehrsdienst für die gesamte Stadt entstand. „Die Zahl der Ordnungswidrigkeitenanzeigen nimmt erheblich ab“, erklärt Otterbach. Eine Ordnungswidrigkeitenanzeige, die auch immer das Punktekonto in Flensburg füllt, gibt es, wenn jemand mindestens 12 km/h zu schnell war. Alles darunter wird mit Verwarnungen geahndet, und die nehmen wiederum zu.

Mit den Geschwindigkeitskontrollen will man erreichen, dass langsamer gefahren wird. Denn, kommt es dann zu einem Unfall, gibt es womöglich keine oder nicht so schwer Verletzte. Otterbach: „Kaum jemand denkt daran, dass er ein Kind wahrscheinlich tödlich verletzt, wenn er statt 30 km/h nur 10 km/h schneller fährt.“ Entdeckt er das Kind an derselben Stelle und kommt vor ihm mit 30 km/h zum Stehen, fährt er es bei nur 10 km/h mehr immer noch mit 35 km/h um.

Aber was sind nun eigentlich genau die Aufgaben des Verkehrsdienstes, der 19 Männer und zwei Frauen, die ihr Domizil wie die gesamte Direktion Verkehr im Polizeigebäude in Sterkrade haben. Ottersbach listet auf: Lkw-Kontrollen gehören dazu. Oder: „Schwertransporte werden von der Polizei abgenommen“, sagt der 47-Jährige. Ist die Ladung richtig gesichert? Wurde auch geladen, was auf dem Papier angegeben ist? „Es muss sehr oft nachgebessert werden“, sagt Ottersbach. Innerhalb von Ortschaften werden die meisten Transporte von der Polizei begleitet, außerhalb, wenn sie besonders groß und schwer sind.

Dann gibt es Schwerpunkteinsätze, also Geschwindigkeits-, Alkohol- oder Drogenkontrollen. Und eine Beteiligung an europaweiten Aktionen. „Traffic-Information-System-Police nennt sich das“, sagt Petry. Da überprüfen Polizeibeamte in ganz Europa gleichzeitig, ob Leute im Auto angeschnallt sind und sich an die Höchstgeschwindigkeit halten. Solche Überprüfungen gibt es auch für Busse oder Trucks.

„Wir in Oberhausen sind die einzige Polizeibehörde im Land, die keinen Radarwagen hat“, erklärt Polizeipressesprecher Uwe Weighardt. So ein Radarwagen kontrolliert anonym. „Unsere Philosophie ist es aber, mit den Leuten zu reden“, sagt Otterbach. Da geht es um Nachhaltigkeit und um „ganzheitliche Kontrollen“, wie Petry ergänzt. In direktem Kontakt kann gleich geklärt werden, ob der Fahrer im Besitz eines Führerscheins ist, Alkohol getrunken oder Drogen genommen hat.

Übrigens sind über 90 Prozent der rund 1000 Fahrer, die jeden Monat von der Polizei gestoppt werden, weil sie zu schnell waren, freundlich. Auch die Essener Fahrerin reagiert nicht grantig. Im Gegenteil. Lachend zeigt sie auf einen Radfahrer: „Ist der jetzt auch zu schnell?“ Der Radler schellt vorsichtshalber mal. Und Otterbach scherzt: „Zumindest hat er eine funktionierende Klingel.“

Dann sagt Otterbach noch, dass die Fahrer sie eigentlich immer sehen müssten. „Wir stehen nie versteckt.“ Doch viele träumen einfach. „Das ist dann auch das Gefährliche“, erklärt Petry, „zu schnell fahren und noch träumen.“

„Das Verkehrsrecht ist außerordentlich umfangreich“, sagt Polizeihauptkommissar Martin Ottersbach. Da müssen sich die Polizeibeamten permanent weiterbilden. Zumal es auch immer wieder neue Regelungen gibt.

Was sich zum Beispiel auch geändert hat: „Vor ein paar Jahren wusste man noch wenig über Drogen“, erinnert sich Ottersbach. Das heißt, Fahrer wurden schon immer kontrolliert, ob sie Alkohol getrunken hatten, aber auf andere Drogen achtete die Polizei noch nicht so sehr.

Mittlerweile sind die meisten Polizeibeamten richtig gut geschult, wenn es darum geht, zu erkennen, ob jemand Drogen konsumiert hat. Es gibt schon viele äußerliche Anzeichen dafür, ob jemand etwas genommen hat. Und illegale Drogen, die zudem meist noch in Verbindung mit Alkohol konsumiert werden, sind in der Tat ein Problem. Ganz besonders auch bei den jungen Fahrern.

Das zeigte auch eine Studie, die das Polizeipräsidium Oberhausen mit dem Rhein-Ruhr-Institut für Sozialforschung und Politikberatung der Universität Duisburg-Essen durchführte. Dabei wurden verstärkt 18- bis 24-jährige Autofahrer kontrolliert. Diese Altersgruppe verursachte besonders oft Unfälle unter Alkohol- und Drogeneinfluss. Ottersbach ergänzt: „Bei Befragungen von Discogängern stellte sich heraus, dass 70 Prozent Doppelkonsumenten waren, also von Alkohol und Drogen. Er sagt, dass gerade mit Blick auf die demografische Entwicklung, wegen der älter werdenden Bevölkerung, zudem die legen Drogen verstärkt zum Problem würden. Sprich, Medikamente, die die Fahrtüchtigkeit der Menschen beeinträchtigen.

Die verstärkten Kontrollen gerade auch junger Fahrer führten jedenfalls zu einem enormen Rückgang der Verkehrsunfälle in dieser Altersgruppe.