350 Kästen. Das ist der ganze Wasserbestand des einräumigen GS-Getränkemarktes an der Landwehr. „Ein Lager haben wir nicht, deshalb müssen wir nach Bedarf bestellen“, sagt Filialleiterin Brigitte Diehl.

Am Mittwoch erwartet sie wieder eine Lieferung, rund 100 Kästen habe sie bestellt. „Wie viel wir letztlich bekommen, wird sich zeigen.“

Denn in der ganzen Region, so berichtet der Einzelhandelsverband (EHV), gebe es weiterhin Engpässe beim Flaschenwasser. „Die Situation“, so Theodor Damann, Hauptgeschäftsführer des EHV-Ruhr, „hat sich weiter verschlechtert. Die Händler bestellen, die Abfüllbetriebe kommen aber nicht nach.“ Problemmarken seien Gerolsteiner, Schloss-Quelle und Römerwall.

Letztere gehört zur Duisburger Hövelmann Gruppe, einem der führenden Getränkelogistiker des Landes. Dort habe man für den Sommer vorgearbeitet, so Manfred Brugsitter von der Marketingleitung: „Unser Lager war zu Beginn der Saison voll.“ Jetzt sei es aber fast leer. Das heißt: Leergut wird nach der Anlieferung gereinigt, sofort befüllt und kommt direkt zurück in den Handel. „Dieser Produktionskreislauf kommt derzeit ins Stocken, weil wir nicht genug Leergut von den Händlern und Kunden zurückbekommen.“ Denn wer gleich sechs Kästen Wasser kaufe, der bringe die leeren Flaschen meist auch in einem Schwung wieder – „und wir warten zu lange darauf.“

Die rund 400 Mitarbeiter am Standort Duisburg warten derzeit allerdings nicht, sie, so bestätigt Brugsitter, arbeiten vielmehr in Sonderschichten, um die hohe Nachfrage bedienen zu können. „Wir verladen 350 000 Getränkekisten pro Tag, also fast doppelt so viele wie an normalen Tagen.“

Deshalb sieht ein Mitarbeiter der Konkurrenz, der Mellis Vertriebs-GmbH aus Essen, das Lieferproblem an anderer Stelle: „Viele Spediteure haben nicht genügend Fahrer und Fahrzeuge, um das Flaschenwasser schnell in die Fachmärkte zu liefern.“ Die rund 50 Mitarbeiter, die in Essen unter anderem Mineralwasser der Marke Schloss -Quelle abfüllen und ausliefern, würden mit maximaler Leistung daran arbeiten, die eigene Lieferfähigkeit auf 95 Prozent zu erhöhen. Vorgesorgt für die Sommerzeit habe man nämlich nur bedingt: „Wir füllen nach Bedarf, da wir kein großes Lager haben.“

Getränkehändlerin Diehl versucht dem potentiellen Engpass mit Kundenservice entgegenzutreten. „Jeder Wassertrinker hat eine Lieblingsmarke. Wenn diese nicht vorhanden ist, empfehlen wir eine andere.“ Im schlimmsten Fall verliere ein Hersteller seine Kunden. Über den begrenzten Nachschub ärgert sich die 56-Jährige trotzdem: „Am fehlenden Leergut kann’s nicht liegen. Unsere Kunden geben ausreichend zurück.“

Beste Qualität: Leitungswasser ist die günstigere Alternative

„Trinkwasser ist das best kontrollierte Lebensmittel des Landes.“ Das sagt Ulrich Schallwig, Sprecher der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft. Rolf Buschmann von der Verbraucherzentrale NRW bestätigt das: „Wasser aus der Leitung zu trinken, das ist die einfache, günstige und beste Wahl.“ Denn die Bereitstellung von Trinkwasser finde in der Regel unter höheren Anforderungen statt als das bei im Handel gekauftem Flaschenwasser der Fall sei. „Ein Problem können allerdings alte Bleileitungen sein.“ Deshalb rät der Experte: „Wer zur Miete wohnt, sollte beim Vermieter sicher stellen, dass die Wasserleitungen den heutigen Standards entsprechen.“

Die Reinheit des Wassers sei Dank der Geschlossenheit des Systems gewährleistet: „Bakterien entstehen nur dann, wenn man im eigenen Haus die Zufuhr des Trinkwassers falsch mit der des Regenwassers kombiniert hat. Andernfalls besteht auch bei heißem Wetter keine Gefahr der Verkeimung.“ Trotzdem sollte man abgestandenes Wasser nicht trinken: „Es gilt, den Wasserhahn solange aufzudrehen, bis kühles und damit frisches Wasser ins Glas läuft.“

Übrigens: Flaschenwasser ist nicht nur teurer, es verursacht laut einer Studie des Schweizers Niels Jungbluth auch bis zu 1000 Mal mehr Umweltbelastungen als Leitungswasser.