Über die Schönheit des Hauptbahnhofs darf gestritten werden. Unstrittig ist hingegen, dass er seit August 2006, als der Museumsbahnsteig eröffnet wurde, ein Alleinstellungsmerkmal besitzt. Und nicht nur auf den Bahnsteigen vier und fünf können Reisende Kunstwerke entdecken. Auch im und rund ums Bahnhofsgebäude ist Interessantes zu sehen. Beginnen wir also unseren ersten Kunst-Spaziergang am Westeingang dort, wo man vom Park und Ride-Parkdeck kommend, den Bahnhof betritt.

Bewegung

Unübersehbar ist die aus neun unterschiedlich hohen Edelstahlstelen bestehende Skulptur des Duisburger Künstlers Gerhard Losemann, aufgestellt 1996. Die höchste Stele ist 6,50 Meter hoch. Es kommt schon mal vor, dass jemand die 40 cm hohe niedrigste Stele als Hocker benutzt. Der Name des Künstlers auf der Infotafel zur Installation ist leider unlesbar geworden.

Brückenschlag

Der künstlerisch gestaltete Treppenaufgang zu Bahnsteigen vier und fünf lässt erahnen, dass es hier um etwas Besonderes geht. Steigen Sie hinauf und es erwartet Sie nichts Geringeres als der gelungene Brückenschlag von der Industriekultur zur Kunst. Zwei vier Meter hohe Holzskulpturen begrüßen an den beiden Bahnsteigen die ein- und ausfahrenden Züge. Sie thronen auf über vier Meter hohen und gewaltig wirkenden Gießpfannen. Das sind übrigens Großbehälter aus Stahl, die dazu dienten, flüssiges Metall in eine Gussform zu gießen. Die Skulpturen bestehen aus Rotbuche und wurden mit Acrylfarbe bemalt. Urheber sind die Ateliers Stark aus Berlin, die für das Bahnsteig-Gesamtkonzept verantwortlich sind.

Mit Lichtinstallation

Auf den Gleisen parken ein Torpedopfannenwagen aus dem Hause GHH und eine Lok, Leihgabe vom Duisburger Nachbarn Eisenbahn und Häfen, die abends für einige Stunden zum Lichtkunstwerk mutieren. Auf Infotafeln erhalten Sie interessante Informationen zur Geschichte der Stadt und Region. Das Gesamtensemble ist eine künstlerisch präsentierte Außenstelle des gegenüberliegenden LVR-Industriemuseums. Ein weiteres außergewöhnliches Kunstwerk ist der Eiswürfel aus Stahl und Glas.

Drei Lebensalter

Verlassen Sie das Museumsgleis und wenden Sie sich einem Objekt mit bewegter Vergangenheit zu. Wenn Sie neben dem gläsernen Fahrstuhl die Treppe zu den Gleisen hinuntergehen, sehen Sie auf der rechten Seite das Gusseisenrelief „Die Familie“, das der Künstler Ernst-Müller Blensdorf 1932 schuf. Es zeigt drei Menschengruppen unterschiedlichen Alters und trug daher früher den Namen „Die drei Lebensalter“. Das 1000 Kilogramm schwere Relief ist 1,51 mal 2,98 Meter groß. 1934 wurde es im Wartesaal der Dritten Klasse im Bahnhof platziert und war während der Nazizeit verschollen. Später wurde es an der Ecke Concordiastraße/Am Förderturm aufgestellt und im Zuge der Neugestaltung des Bahnhofs renoviert und dem Bahnhofsgebäude zurückgegeben.

Erinnerung

Sie verlassen nun das Bahnhofsgebäude durch den Haupteingang. Wenn Sie links über den Bahnhofsvorplatz in Richtung Straßenbahngleis gehen, erblicken Sie gegenüber dem Gleisende an der Ecke Schwartzstraße/Freiherr-vom-Stein-Straße tatsächlich den Berliner Bären, geschaffen 1962 vom Oberhausener Künstler Otto Waldner, der mit dem Bären an den Mauerbau erinnert.

Augenweide

Vom Bären aus sind Sie in wenigen Schritten auf dem Friedensplatz, der an architektonischer Schönheit in Oberhausen seinesgleichen sucht. Eine Augenweide ist die Fassade des Amtsgerichtsgebäudes mit seiner wunderschönen Jugendstilfassade. Es lohnt sich ein Blick auf die Figuren des Wandreliefs über dem Eingang, das Sünde, Strafe, Reue und Wahrheit thematisiert.

Geburtstagsgeschenk

Ebenfalls auf dem Friedensplatz steht die Bronze-Plastik eines Schwans, geschaffen vom Düsseldorfer Künstler Szlotan Szekessy, die den Titel „Wasservogel“ trägt. Sie ist ein Geschenk der Stadtsparkasse an die Stadt zum 100. Geburtstag 1962. Drei Meter hoch ist der schnäbelnde Vogel am Rande des streng geometrisch angelegten Brunnens.