Nennen wir ihn einmal Sven. Sven gibt es wirklich, wenn auch unter anderem Namen. Er ist 15 Jahre alt. Ein sogenannter Intensivtäter und wie alle Straftäter unter 21 Jahren überhaupt ein Fall fürs Kriminalkommissariat 24 (Jugendkriminalität).

Kriminalhauptkommissar Jürgen Richter (54) erzählt von Sven. Der hat für einen 15-Jährigen schon eine ziemlich steile kriminelle Karriere hinter sich. „Raub, Einbruch, Sexualstraftaten, Körperverletzung“, zählt Richter auf. Und er sagt: „Als Intensivstraftäter gilt, wer in kurzer Zeit entsprechend häufig gegen das Gesetz verstößt.“

Was macht man mit jemandem wie Sven? „Was macht man mit jemandem, der fünfmal in einer Woche einen Roller klaut und aus Maßnahmen in Deutschland immer wieder abhaut“, fragt Richter. Und er stellt klar: „Wir wollen dass die Straftaten aufhören, aber einsperren wollen wir Jugendliche eigentlich nicht.

Polizei, Jugendgerichtshilfe, Jugendamt, Wohlfahrtsverbände, Staatsanwaltschaft und Gerichte arbeiten längst als Netzwerk zusammen. Auch, damit die Strafe für junge Täter auf dem Fuße folgt. Und nicht erst Monate später. Damit sie sofort erfahren, ihr Handeln hat Konsequenzen.

Svens Handeln hatte auch Konsequenzen. Übers Jugendamt erhielt er eine Maßnahme in Namibia. Dort geht er in einem Camp zur Schule. Lernt darüber hinaus in bis zu eineinhalb Jahren einen geregelten Tagesablauf kennen, lernt so banale Dinge wie Pünktlichkeit, Termine einzuhalten. „Da ist das Camp, und im Umkreis von rund 200 km ist sonst nichts“, sagt Richter. Abhauen ist also unmöglich. Und ja, erklärt Richter, „solche

Maßnahmen bringen etwas“. Sie sind teuer. „Aber in Oberhausen sprechen wir über vielleicht 25 Intensivtäter“, so der Kommissar. Eine kleine Anzahl.

Was sind überhaupt typische Straftaten für Jugendliche? Richter nennt einige Beispiele: „Sie rauben Handys, brechen Autos auf, klauen Roller, fahren schwarz oder brechen in Kindergärten ein.“ Immer, wenn es bei einer Straftat Hinweise auf Täter unter 21 Jahren gibt, ist das KK 24 gefragt. Die zwölf Mitarbeiter kümmern sich um rund 4000 Strafanzeigen pro Jahr. Die Aufklärungsquote liegt bei weit über 50 Prozent. „Sie ist deshalb so hoch, weil wir immer schon Hinweise auf Täter haben“, erklärt Richter. Und er kann auch beruhigen: „Jugendkriminalität ist eine Episode, in aller Regel kriegen die Jugendlichen wieder die Kurve.“ Überhaupt werden weniger Jugendliche straffällig, wie die Statistik zeigt. 1999 wurden in Oberhausen noch 2977 Tatverdächtige gezählt, gleich 37,5 Prozent. Im vergangenen Jahr waren es nur noch 2136 Tatverdächtige (26,2 Prozent). Auch die Zahl der ausländischen Täter sank von 866 (29,9 Prozent) noch im Jahr 1999 auf 326 (15,26 Prozent) im vergangenen Jahr. Noch etwas macht Richter deutlich: „Frauen sind nicht das Problem bei der Gewaltkriminalität. Der typische Gewalttäter unter 21 Jahren ist männlich.“

Richter: „Grundsätzlich ist es die Aufgabe der Polizei, Tatverdächtige zu ermitteln.“ Aber bei den Intensivtätern versuchten sie zudem, deren Karriere zu beenden. Sie werden eben auch intensiv betreut. Das übliche Verfahren, schildert Richter, läuft ansonsten so ab: Anzeige, Verfahren, die Staatsanwaltschaft klagt an, das Gericht sagt im Namen des Volkes. Allerdings hat sich in den letzten Jahren etwas verändert.

Die Polizei ist nicht mehr nur bestrebt, die Täter zu fangen. „Die Sorge um die Opfer ist hinzugekommen“, erklärt Richter. Opfer könnten auf Wunsch mit dem Opferschutzbeauftragten der Polizei Kontakt aufnehmen.