Oberhausen. .

Gerade größere Unternehmen treiben kleine Betriebe wie Klaus Hahnens Traditionsunternehmen mit zunehmend schlechter Zahlungsmoral immer häufiger in die Insolvenz. Gerichtsprozesse verliefen wenig erfolgreich.

Weil etliche - vor allem größere - Kunden ihre Rechnungen nicht beglichen, steht der Elektrobetrieb von Klaus Hahnen vor dem Aus. Seit vier Jahren kämpft das Drei-Mann-Unternehmen bereits ums Überleben.

Als Klaus Hahnen im Juli 1995 den Oberhausener Traditionsbetrieb Elektro Fox (heute Elektrotechnik Hahnen mit Sitz in Duisburg) übernahm, sah seine Zukunft noch rosig aus. Dank vieler Stammkunden lief der Laden. Doch inzwischen summierten sich mehrere zehntausend Euro Außenstände zu einem stattlichen Betrag. „Ich kann nachts schon nicht mehr schlafen“, sagt der dreifache Familienvater. Der Oberhausener fürchtet: „Wenn das so weitergeht, muss ich in die Insolvenz, werde zum Hartz IV-Empfänger.“

„Aktuell laufen acht Prozesse, etliche habe ich schon hinter mir“

Natürlich wehre er sich mit allen Mitteln. „Aktuell laufen acht Prozesse, etliche habe ich schon hinter mir.“ Mit teils ernüchterndem Erfolg. „Vor Gericht präsentierten einige Kunden plötzlich Mängellisten, von denen vorher nie die Rede war.“ Im Gegenteil: „Da wir ein kleiner Betrieb sind, ist mir die Kundenzufriedenheit sehr wichtig.“ Deshalb werde jede Arbeit - von der Satellitenschüssel-Installation bis zur Photovoltaik-Anlage - gemeinsam abgenommen, ausdrücklich nach Mängeln gefragt. „Da hieß es stets, dass alles in Ordnung sei, oft genug bot man uns sogar ein Bier an oder lud uns zum Richtfest ein“, erinnert sich auch Geselle Thorsten Alscher (33).

Alscher ist seit 1993 in der Firma. „Und nur noch dabei, weil wir so ein gutes Betriebsklima haben, der eine für den anderen einsteht“, meint der Chef. Denn schließlich habe sein Mitarbeiter ebenfalls Familie, eine dreijährige Tochter. Alscher spricht sich und seinem Chef Mut zu: „Wir schaffen das!“ Obwohl auch er eingestehen muss: „Sicher habe ich Angst, dass wir dicht machen, mein Job dann weg ist.“ Ende letzten Jahres sei es schon fast soweit gewesen.

Denn die meisten Verfahren, die Klaus Hahnen führte, endeten mit einem Vergleich. „Da bekomme ich dann trotz der drei Rechtsanwälte, die ich mittlerweile beschäftige, nur 50 Prozent des Geldes für 100 Prozent Arbeit und 100 Prozent Materialkosten“, sagt der Unternehmer verzweifelt.

Zahlungsmoral sinkt zunehmend

Manfred Steinritz, Geschäftsführer der juristischen Abteilung der Handwerkskammer Düsseldorf (die auch für Oberhausen zuständig ist), kennt das Problem: „Die Zahlungsmoral sank in den letzten Jahren zunehmend.“ Die Kunden ließen sich immer mehr Zeit mit der Begleichung ihrer Rechnungen. Und ja: „Um die Preise zu drücken, werden Mängel häufig vorgeschoben.“ Damit hätten die Probleme kleinerer Betriebe stark zugenommen. „Denn da ist die Finanzdecke eh nicht so dick“, sagt Steinritz. Außenstände bis zu 80 000 Euro könnten da schon das Aus für den Betrieb bedeuten. Dazu komme: „Die Kreditvergabe wird härter. Immer weniger Firmen erhalten in Notsituationen noch Geld von ihrer Bank.“ Deshalb biete die Handwerkskammer eine intensive Beratung an.

„Wichtig ist, dass man so viele A-Kontorechnungen wie möglich ausstellt“, erläutert Manfred Steinritz (Handwerkskammer Düsseldorf). Mit diesen Vorauszahlungen könne der Handwerker immerhin die Materialkosten decken. „Bei einem Hausbau könnte zusätzlich ein Baukonto eingerichtet werden, über das nur gemeinsam verfügt werden darf.“ So sei gewährleistet, dass Geld vorhanden ist. „Denn leider werden gerade von größeren Unternehmen immer mehr Aufträge ohne Deckung erteilt“, so Steinritz.

Schwierigkeiten gibt es meistens mit Großkunden

Bei Vertragsverhandlungen sollten die Handwerker auf ausreichende Sicherheitsleistungen bestehen. Das gelte schon für Auftragsvolumen ab 10 000 Euro. „Spätestens ab 150 000 Euro für einen Rohbau sollte der Betrieb eine Bankbürgschaft verlangen.“

Doch der Jurist weiß auch: „Bei kleineren Aufträgen macht das keinen Sinn.“ Die Waschmaschinenreperatur, die neue Elektroleitung, da arbeite der Handwerker auf eigenes Risiko. „Die meisten Privatkunden zahlen aber treu und brav ihre Rechnungen.“ Schwierigkeiten gäbe es eher mit Großkunden. Sei das Kind einmal in den Brunnen gefallen, helfe nur noch die Klage. „Aber auch daran können kleine Betriebe kaputt gehen.“ Denn: „Gerichtskosten, Gebühren, das muss der Kläger vorstrecken“, so Steinritz. Viele Verfahren zögen sich in der ersten Instanz über Jahre. „Da ist der Handwerker womöglich schon gestorben, bevor er sein Geld erhält.“