Die Caritas schlägt Alarm: Es gibt nicht mehr genug Pflegeeltern für Kinder aus zerrütteten Familien.

Trotz ihrer jungen Jahre haben diese Kinder und Jugendlichen schon so vieles ertragen müssen: Manche wurden geschlagen oder missbraucht, einige erfuhren keine Zuwendung von ihren Eltern oder wurden einfach von ihnen verlassen. Und wenn das Zuhause kein Heim ist und die Eltern keine liebevolle Stütze für den Start ins Leben, versucht in Oberhausen der Pflegekinderdienst der Caritas, Kindern und Jugendlichen ein Zuhause auf Zeit zu vermitteln: 180 Pflegefamilien bieten derzeit 220 Kindern in der Stadt ein Heim.

„Es gibt in Oberhausen die Vorgabe, dass kein kleines Kind in eine stationäre Einrichtung soll“, erklärt Teamleiterin Uschi Sieweke.

Soziale Probleme wachsen

Dies ist eine Aufgabe der Stadt und damit des Jugendamtes, die praktische Umsetzung hat die Caritas übernommen. Um diesen Anspruch auch weiterhin zu gewährleisten, sucht die Caritas nun Pflegefamilien, die sich dieser verantwortungsvollen Aufgabe stellen wollen.

Denn sinkende Geburtenraten bedeuten nicht, dass auch die Zahl der Kinder, die der Betreuung außerhalb ihrer Familien bedürfen, zurückgeht. „Gerade in einem Ballungsraum wie dem Ruhrgebiet müssen wir leider feststellen, dass mit den wirtschaftlichen Problemen auch die sozialen Probleme steigen, und das spiegelt sich auch in unserem Pflegedienst wider“, erklärt Caritas-Sprecher Reinhard Messing.

Die Aufgabe und die Verantwortung, die die Pflegeeltern übernehmen, ist wahrlich nicht leicht zu schultern – das geben sie bei der Caritas auch unumwunden zu. „Bei den Kindern ist ja oft dieses Urvertrauen, das sie in ihre Eltern hatten, komplett weg“, so Messing. „Und man kann ja kein Kind bei sich aufnehmen und glauben, das funktioniert nach dem Motto: Jetzt bist du bei uns, nun freu dich mal.“

Geduld, Geduld, Geduld

Das sind Sätze, bei denen etliche Pflegemütter, die an diesem Vormittag im katholischen Stadthaus zum gemeinsamen Frühstück zusammengekommen sind, heftig nicken. Liebe müssen sie aufbringen, ja, Verständnis auch – aber vor allem: Geduld, Geduld, Geduld.

Die Gründe, aus denen sie sich entschieden haben, Kinder aus schwierigsten Verhältnissen aufzunehmen, sind so unterschiedlich wie die Charaktere ihrer Schützlinge: Bei einem Paar war es Kinderlosigkeit, bei anderen das Gefühl, dass die eigene Familie noch nicht groß genug sei, wieder andere wollten Erfahrungen und Liebe weitergeben, nachdem die eigenen Kinder aus dem Haus waren.

Finanzielle Aspekte, so stellt Reinhard Messing klar, sind für Pflegeeltern kein Grund – so üppig sei das Pflegegeld schließlich nicht bemessen, außerdem liefere man sich als Pflegefamilie ja auch ein Stück weit aus – das Jugendamt hat gewissermaßen immer ein Auge auf den kleinen Schützling. „Man lebt dann quasi in einem Haus der offenen Tür.“