Wer bisher glaubte, die Ludwig Galerie sei ein Haus ohne eigenen Bestand, wird jetzt eines Besseren belehrt. Die Wahrheit ist: Es gibt eine Kunst-Schatzkammer. Ausgewählte Stücke werden jetzt im Kleinen Schloss präsentiert.

Anlass ist natürlich das Kulturhauptstadtjahr und die Tatsache, dass sich die 20 Revier-Kunsttempel zu engerer Zusammenarbeit entschlossen und sich vorgenommen haben, den Bürgern Einblicke in verborgene Revier-Bestände zu ermöglichen. „Dass wir hier einen Auszug aus der Sammlung, die seit 20 Jahren eingelagert war, zeigen, hat etwas mit dem Verständnis der Ruhrkunstmuseen zu tun“, gibt Galerie-Direktorin Christine Vogt zu. Der erste Blick auf die Auswahl der Kunstwerke, die den Kunstbesitz unserer Stadt nun bis zum 9. Januar repräsentieren, überraschte selbst den Kulturdezernenten. „Genial zusammengestellt. Ich bin begeistert!“, gibt Apostolos Tsalastras zu. Dank finanzieller Unterstützung der Stadtsparkasse wird im November ein Katalog erscheinen, der nicht nur die ausgewählten Schätze, sondern die gesamte Kunst aus dem Stadtbesitz zeigt und beschreibt – aus einem „modernen Blick auf die Dinge“, wie Christine Vogt verspricht.

1947 bereits begann Oberhausen mit dem Aufbau einer Sammlung. Klar, dass es vorwiegend Nachkriegskunst war, die man erwarb. Zwei Schenkungen bereicherten den städtischen Kunstschatz enorm: Kasimir Hagen (1887 bis 1965), Postinspektor aus Köln, Galerist und Sammler, vermachte Oberhausen einen Teil seines privaten Besitzes. „Mit kleinem Geld und großer Kennerschaft“, wie Vogt es ausdrückt, hat er eine enorme Vielfalt in seine Sammlung gebracht. Von der Volkskunst, zu sehen ist zum Beispiel ein chinesischer Fo-Hund, über Sakralkunst, eine Heilige Ursula aus dem frühen 14. Jahrhundert, bis hin zu „In Erwartung“, einem Gemälde von Stefano Ussi, 1856 gemalt in Öl auf Leinwand.

Die zweite große Erweiterung ihrer Sammlung verdankt die Stadt der Schenkung von Rolf Jäger. Sie brachte vorwiegend Grafik ein. Die Präsentation zeigt Werke bekannter Künstler wie „Schiffe am Kai“, einen Holzschnitt von Feininger, „In der Garderobe“, eine Radierung von Max Beckmann und „Kopf“ von Paul Klee, eine farbige Lithografie. Gerhard Richters Mutter und Tochter von 1965 ist wahrscheinlich das Kunstwerk, das die Katakomben am häufigsten verließ und Ausstellungen bereicherte.

„Die Mischung macht’s“ ist das Besondere der Präsentation. Alt neben Neu, Objekt neben Malerei — unterschiedliche Stilrichtungen und Materialien korrespondieren hier miteinander. Jedoch so, dass sich ein angenehmes Ganzes ergibt. Es gibt Exponate zum Staunen, Bewundern, Schmunzeln. Sammler Kasimir Hagen, dem man nachsagt, er habe durchaus mal ein Kirchen-Kunstwerk gegen eine Flasche Wein getauscht, beschrieb seine Schätze auch schon mal so: „Wahrscheinlich und eindeutig ein Stück Volkskunst.“