Oberhausen. .
Die moderne Medizin braucht mehr Blutspenden als je zuvor, auch weil die Lebenserwartung erheblich gestiegen ist. Jürgen Rademacher weiß dies. Seit 1993 spendet er deshalb einmal in der Woche Blut.
Entspannt blickt er auf Palmen, den Strand und das Meer. Jürgen Rademacher liegt nicht irgendwo im Urlaub, sondern im Blutspendezentrum Oberhausen (BZO) an der Centroallee. Umgeben von Urlaubspostern, spendet er gerade zum 342. Mal seinen roten Lebenssaft. Er braucht nicht den heutigen „Weltblutspendetag“ -- für ihn gehört die Spende zur Woche wie der Sonntag.
Immer wieder trifft der 59-Jährige auf Unverständnis in seinem Bekannten- und Freundeskreis. „Manche begreifen einfach nicht, wie wichtig Blut spenden ist. Aber jeder kann in die Situation kommen, dass er Blut braucht.“ Jürgen Rademacher weiß, wovon er spricht, spätestens seit 1993: Da war seine Ehefrau wegen einer Operation auf eine Blutspende angewiesen.
Spende senkt das Risiko von Herzinfarkt und Schlaganfall
Seitdem ist der gebürtige Mülheimer fast jede Woche, meistens zwischen seinen Arbeitsschichten, im BZO. „Es ist einfach ein unglaublich gutes Gefühl, anderen zu helfen. Außerdem tut man auch etwas für den eigenen Körper, indem man durch das Spenden das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko senkt.“
Mit seinem wöchentlichen Beitrag ist Jürgen Rademacher aber eher die Ausnahme. „Es werden auch immer weniger Spender, obwohl der Bedarf immer größer wird“, weiß Tim Karlinger, Pressesprecher des BZO: „Der wachsende Bedarf erklärt sich zum einen durch den medizinischen Fortschritt und zum anderen durch die steigende Lebenserwartung.“
In 15 Minuten Leben retten
Viele Menschen wüssten gar nicht, dass Blutspenden nicht nur Unfallopfern, sondern auch Krebspatienten helfen. „Oft kommen geeignete Spender nach dem dritten oder vierten Mal leider nicht wieder“, so Karlinger. Um Erstspender an sich zu binden, gibt es deshalb immer wieder kleine Geschenke und für jede Spende 15 bis 20 Euro. „Die Leute sollen ihre Fahrkosten und ihre Zeit wenigstens ein wenig entlohnt bekommen.“
Jürgen Rademacher hat mittlerweile auch Arbeitskollegen zum Spenden bewegt. „Ich werde so lange spenden, wie ich kann. Und die 500 will ich auch vollmachen.“ Vielleicht folgen noch mehr seinem Beispiel. Schließlich dauert eine Vollblutspende nur fünfzehn Minuten -- und rettet ein ganzes Leben.