Als „kleine Intervention” bezeichnet Carsten Spicher, verantwortlich für den Deutschen Wettbewerb und fürs Filmarchiv der Kurzfilmtage gGmbH, was er angerichtet hat: In vier Zellen im Bunkermuseum laufen während der Öffnungszeit Kurzfilme.

Nein, ablenken möchte man den interessierten Bunker-Besucher nicht, ihm schon gar nicht das für diese Räume so unvergessliche, beklemmende Gefühl des Eingeschlossenseins nehmen. Feucht, muffig, dunkel bleibt’s. Und dennoch soll, wer auf den schräg aufgestellten Holzbänken Platz nimmt, Überraschungen erleben. „Gut ausgewählt” findet Lina Zink (27), seien die Filme. „Am besten gefällt mir der mit der Figur, obwohl er am ehesten nicht zur Atmosphäre des Bunkers passt.” Darüber kann man geteilter Meinung sein. „Fiction Follows Forms”, eine Arbeit von Julia Oschatz, die 2009 im Deutschen Wettbewerb des Filmfestivals lief, ist ein Animationsfilm der etwas absurden Art. Für die augenlose Figur mit Maske gibt’s kein Entrinnen. So sieht es jedenfalls Clemens Heinrichs, der Leiter von Gedenkhalle und Bunkermuseum. Der Bunker sei schließlich ein Ort, wo man das Eingesperrtsein spüre. „Als schöne Ergänzung des Museums für einen kurzen Zeitraum” bezeichnet Heinrichs die Idee, Kurzfilmen auf Wanderschaft eine Bühne zu bieten. „Carsten Spicker fragte an, ob es für uns vorstellbar sei, hat mir die Videos gezeigt und ich habe zugestimmt.”

Während Hell-Dunkel-Kontraste und das Erscheinen und Verschwinden von Gegenständen im Film „Radar” von Volker Schreiner wohl am besten zeigt, wie sich die Menschen fühlten, die einst im Bunker Zuflucht suchten, geht’s im Musikvideo „Because” von Oliver Pietsch – kaum jemand kann den Himmel so in Szene setzen wie er – um die Sehnsucht, zu entfliehen. Im Rahmen gefangen ist die unwirklich scheinende und sich stets verändernde Natur im Film „Terra Incognita” von Lillevän.

Die Filme sind noch bis zum 20. Juni sonntags und mittwochs von 15 bis 19 Uhr zu sehen. Anschließend zieht das Kurzfilm-Wanderkino weiter.