Die Bauarbeiten für das Spielcasino an der Osterfelder Straße sind in vollem Gange. Auf dem ehemaligen Stahlwerksgelände wird derzeit das Fundament gelegt. „Daran kann man die Dimensionen schon erahnen“, ist Robert Hess, Sprecher der Schmidt-Gruppe, voller Vorfreude. Schließlich entstehe hier „ein imposantes Gebäude“. Auf einem 100 Hektar großen Baugrundstück lässt das Coesfelder Unternehmen ein 4000 Quadratmeter großes Spielcasino errichten, laut Hess „ein architektonisches Highlight“, das zum Flaggschiff der 170 Spielstätten der Gruppe werden soll. Die Eröffnung des fünf Millionen Euro teuren „Spiel am Centro“ soll noch in diesem Jahr gefeiert werden.
Während das Casino Gestalt annimmt, verstummen seine Gegner nicht, die sich an solch exponierter Stelle eine andere Nutzung gewünscht hätten. Robert Hess verweist als Antwort auf den Entwurf des Kölner Architektenbüros Hoersch und Hennrich – und kann damit punkten: eine 150 Meter lange Schieferwand, an die ein Gebäude in futuristischer Ufo-Optik andockt. „Raumschiff“ nennt Hess das Gebäude, in dem es neben zwölf Spielstätten auch eine ausgesuchte Gastronomie geben soll – ohne Ausschank von Alkohol. „Den gibt es schon seit Mitte der 80er Jahre in keinem Spielcasino mehr“, sagt Hess, „das wissen nur viele nicht.“ Dies sei eines von vielen unberechtigten Vorurteilen, die es Spielstätten gegenüber gebe.
„Wir unterscheiden uns deutlich von Spielhöllen“, sagt Hess. Obwohl die Schmidt-Gruppe selbst noch hundert altgediente Spielhallen betreibt: von außen nicht einsehbar, von innen kein Ort zum Wohlfühlen. Die Spielstätten der Zukunft sähen anders aus. „Loungig“ soll es im „Spiel am Centro“ werden, eher dezent beleuchtet als blinkend und die Einrichtung in warmen Tönen gehalten.
Das künftige Vorzeige-Objekt der Coesfelder stehe exemplarisch für den Wandel einer Branche, wie Hess erklärt: „Das ist ein Prozess vergleichbar mit dem Strukturwandel im Einzelhandel. Die modernen Spielstätten sind draußen angesiedelt, außerhalb der Innenstädte.“ Dort gebe es keine Parkplatzprobleme und auch mehr als nur das reine Laufpublikum. Noch ein Pluspunkt: In die Casinos der neueren Generation kommen auch Frauen, 30 Prozent hätten hauseigene Erhebungen ermittelt. Dies sei dem Wohlfühl-Ambiente und einem höheren Sicherheitsgefühl geschuldet.
Ein Casino dieser Kategorie am Centro werde selbstverständlich auch die Struktur der Spielstätten in der gesamten Stadt verändern, so Hess. Es werde zum Verdrängungswettbewerb kommen und auch die vier von der Schmidt-Gruppe betriebenen Spielhallen werden betroffen sein. Man werde Standorte verlagern, das bleibe nicht aus. Traurig scheint Hess darüber nicht. „Wir wollen am Markt wachsen“, sagt er, „dafür müssen wir uns positionieren“.
Vom neuen Vorzeigeobjekt verspricht die Schmidt-Gruppe sich viel. Hess schwärmt von den zwei Autobahnen und dem Riesen-Einzugsgebiet: „Millionen Menschen kommen hier vorbei.“ Jetzt müssten nur noch die Zweifler überzeugt werden. Doch die, weiß Hess aus der Erfahrung in anderen Städten, „sind es spätestens dann, wenn sie das erste Mal bei uns waren“. Bis dahin sei er zum Dialog mit allen Kritikern bereit. Ziel sei es, „ganz normales Mitglied der städtischen Gemeinschaft zu sein“. Man könne sich die Nutzung eines Raumes im „Ufo“ als Kulturstätte vorstellen, für Konzerte, Ausstellungen und ähnliches. Auch durch Sponsoring will der neue Nachbar sein Image aufpolieren, der hiesige Fußballverein habe schon angefragt.