Oberhausen.
Kein Mensch ist gerne die ganze Zeit allein. Gerade im Alter wird es aber immer schwerer, den Kontakt zu anderen aufrecht zu erhalten. Ilse Friedrichs kann gar nicht anders.
„Zu Hause rumsitzen, da bin ich kein Typ für“, sagt die 83-Jährige. Sie müsse rausgehen und etwas tun. „Ich hab’ immer mit Menschen gearbeitet und brauche die anderen Menschen.“
Als sie dann vor vielen Jahren von einer Bekannten gefragt wurde, ob sie sich nicht für die Frauenhilfe der Christus-Kirchengemeinde engagieren will, konnte sie gar nicht ablehnen. Am 1. Mai 1996 wurde sie also Leiterin der Frauenhilfe Nord und organisiert seitdem die wöchentlichen Seniorentreffen in der Gemeinde.
Das Treffen findet jeden Mittwoch zwischen 15 und 17 Uhr statt. „Am Anfang machen wir immer eine Andacht, dann gibt es Kaffeetrinken und danach geht es je nach Lust und Laune weiter“, beginnt sie zu erzählen.
Dabei gehen ihr die Ideen nicht aus. Mal organisiert Ilse Friedrichs ein Gedächtnistraining, mal liest sie ein Märchen vor. „Da können Sie eine Stecknadel fallen hören“, sagt sie. Auch Bibelarbeit macht sie mit ihrer Gruppe. Dieses Jahr sind die Frauen im Neuen Testament dran.
Und das Singen darf auch nicht zu kurz kommen. „Alte Leute singen gerne“, nickt Ilse Friedrichs wissend. Die Resonanz ist gut: „Die Frauen kommen gerne.“ Zwar seien von ursprünglich 40 nur 20 Seniorinnen übrig geblieben, doch manche seien irgendwann einfach nicht mehr mobil genug, um an den regelmäßigen Treffen teilzunehmen.
Einsam sollen aber auch diese Frauen nicht sein. Deshalb gibt es einen Besuchsdienst, an dem Ilse Friedrichs auch viele Jahre teilgenommen hat. Zum Geburtstag hat sie dann die Glückwünsche der Gemeinde überbracht. „Manche freuen sich und sind froh, sich unterhalten zu können.“
Vor ein paar Jahren hat sie außerdem einen festen Ausflugstermin für die Senioren ins Leben gerufen. An einem Tag geht es dann entweder an einen See oder es wird eine Fahrt auf der Ruhr unternommen. „Alte Menschen sind froh, mal rauszukommen aus ihren vier Wänden und etwas anderes zu sehen als nur die Marktstraße.“
Darein setzt Ilse Friedrichs ihr großes Engagement. Ständig ist sie für die Christus-Kirchengemeinde aktiv. Montags sei immer irgendetwas, dienstags sei sie mit der Vorbereitung des Frauenhilfe-Treffens am Mittwoch beschäftigt, donnerstags singt sie im Chor der Seniorenkantorei, freitags kommt ab und zu ein Besuchsdienst dazu – sie holt Atem: „Und wenn ich es dann noch schaffe, gehe ich sonntags zum Gottesdienst.“ Zweimal im Monat steht sie nämlich im Gottesdienst bei der Lesung vorne und trägt einen Bibeltext vor.
Die Hauptsache ist, sich für die Gemeinde und für andere Menschen einzusetzen. Mit ihrem Engagement steckt Ilse Friedrichs andere an – und so kommt dann auch folgerichtig ihre Einladung: „Witwen und alleinstehende Frauen sollen zu uns in die Frauenhilfe kommen. Wir sind ein ganz fideler Haufen; Trübsal gibt es bei uns nicht.“