Oberhausen.

Bei einem epileptischen Anfall macht sich unter den Anwesenden oft Hilflosigkeit und Angst breit. So kennen es zumindest die Mitglieder der Oberhausener Selbsthilfegruppe für Epilepsie.

Viele würden wegsehen, manche würden Betroffene sogar beschimpfen. Das sagt Roswitha Petschnik, Gründerin und Leiterin der Selbsthilfegruppe. Sie muss es wissen, denn ihr Mann ist seit vielen Jahren Epileptiker. Seit einer Operation hat er viel weniger Anfälle als vorher. Das war 1996. „Da haben wir uns gesagt, wenn die Operation gutgeht, dann gründen wir eine Selbsthilfegruppe“, so die 66-Jährige.

Gesagt, getan. Zeitgleich mit der Centro-Eröffnung, am 12.?September 1996, ging auch ihre Selbsthilfegruppe an den Start. „Das merkt man sich irgendwie“, sagt Roswitha Petschnik. „Wir wollten die Leute wachrütteln“, sagt sie. Epilepsie sei einfach keine Geisteskrankheit, wie manche Leute denken würden. Sogar in einem Flyer der Stadt Mülheim sei Epilepsie vor einigen Jahren mal als Geisteskrankheit aufgeführt worden. Petschnik protestierte, drohte sogar mit einer Klage. „Das war viel Gerenne“, erinnert sie sich. Doch es hat sich gelohnt: Am Ende wurde Epilepsie als eigene Krankheit aufgeführt.

Roswitha Petschnik ist eine Kämpferin. Über viele Jahre hat sie sich ein enormes Wissen über die Krankheit angeeignet, hat viel gelesen – und vor allem: Erfahrung gesammelt. „Ich weiß, wie es den Leuten geht, ich hab das alles mitgemacht“, sagt sie mit Blick auf ihren Mann. Dabei denkt sie an die Erkrankten selbst und an die Angehörigen. Denn auch denen wird in der Gruppe geholfen. Sie können ihre Sorgen loswerden, sich über Erfahrungen mit Medikamenten und Ärzten austauschen, gemeinsame Veranstaltungen durchführen oder einfach nur zusammen Spaß haben.

Quer durch Nordrhein-Westfalen sind einige der derzeit zehn Mitglieder schon gefahren. In Bochum, Köln und Xanten waren sie bereits – und vor der Tür natürlich auch: Im Kaisergarten, beim Spiel- und Sportwochenende oder beim Selbsthilfetag im Bero-Center. Ein oder zwei Tage stehen Petschnik und ihre Mitstreiter dann am Stand bereit und informieren über Epilepsie, kämpfen gegen Vorurteile. „Abgeschirmt von der Gesellschaft“, „3 Ärzte, 6 Meinungen“ oder „keine Geisteskrankheit“ steht auf den selbst entworfenen Blättern.

Petschnik ist insgesamt zufrieden: „Es ist schön, wie viel wir mit der Gruppe schon erreicht haben“, sagt sie. Wie viel Zeit investiert sie für die Selbsthilfegruppe? „Ich hab das Zählen aufgehört“, sagt sie. Auch wenn Roswitha Petschnik gerade mal keine Info-Veranstaltung vorbereitet, sie ist immer für die anderen da. Die anderen wissen: Sie ist im Notfall immer erreichbar – und wird es noch lange bleiben: „Solange es einigermaßen geht, werd’ ich das machen.“ Für sie selbstverständlich. „Ist doch normal“, fügt Roswitha Petschnik hinzu. In diesem Punkt hat sie wohl einmal Unrecht.