Wer vom Oberhausener Kunstsommer spricht, der sollte im gleichen Atemzug auch Ortwin Goertz erwähnen. Die Ausstellung junger Künstler in einer ehemaligen Fabrikhalle an der Mühlenstraße geht zum Beispiel auf seine Initiative zurück.

Kunst – das ist für Ortwin Goertz eine Lebenseinstellung. Seit 25 Jahren ist der heute 75-Jährige Vorsitzender des Oberhausener Kunstvereins. Sein Vorgänger habe damals gehört, „der Goertz hat Kunst studiert“ und habe ihm kurzerhand seine Position angeboten. Da war Goertz, der die Kunst im Studium zugunsten der Pädagogik ein wenig zurückgestellt hatte, gerade auch Rektor der Jacobischule in Osterfeld geworden. „Das war eine Situation, sich wieder stärker mit Kunst zu beschäftigen“, sagt er heute.

Als Vorsitzender des Kunstvereins müsse man schon eine gewisse Leidenschaft mitbringen, findet er. Diese Leidenschaft merkt man ihm an, wenn er über die vielen Ausstellungen des Kunstsommers spricht – oder über die Aktion einiger seiner Nachwuchskünstler auf der A­ 40. Gut 20 Künstler hätten mitgemacht und auf einem Tisch eine über zehn Meter lange Leinwand bemalt. Die Resonanz sei gut gewesen: „Die Menschen waren begeistert und haben viel Interesse gezeigt; es kamen viele Fragen.“ Genau darum ging es ihm: „Wir wollten den Werbeeffekt nutzen, um den Kunstsommer bekannter zu machen.“

Goertz macht sich viele Gedanken um die Kunstszene in Oberhausen. Darüber, dass es immer noch ein gewisses „Kirchturmdenken“ der Städte gebe, die viel zu wenig gemeinsam machten. Darüber, wie man gar eine neue Kunstbewegung lostreten könne, eine junge „Avantgarde“ zu finden, wie er es nennt. Ständig geht es ihm darum, jungen Künstlern eine Plattform zu bieten. Goertz hat einen Plan dafür: „Dazu muss man auch außerhalb des Schlosses und der Stadt Orte für die Kunst suchen“, sagt er. „Die Künstler müssen raus in andere Städte, sich einen Namen machen und mit diesem Namen dann nach Oberhausen zurückkommen.“ Das sei ein viel besseres Förderprogramm, als sie nur in Oberhausen ausstellen zu lassen.

Doch natürlich geht es immer wieder auch um Ausstellungsräume innerhalb der Stadt. Einen hat Goertz selbst geschaffen: Es ist eben jene Kunsthalle an der Mühlenstraße, in der seit dem Jahr 2000 der Kunstsommer stattfindet. Jedes Jahr lädt er etwa 20 Kunststudenten kurz vor dem Abschluss ein oder Künstler, die zwei, drei Jahre weiter sind. Drei bis vier Ausstellungen gehören jeden Sommer dazu. Da sitzt Goertz schon Wochen vorher an seinem Schreibtisch im Schloss und plant, organisiert und kalkuliert die Kosten. Er hängt sich eben rein für seine Leidenschaft. Und er wagt neue Wege: So hat er in der Helios-Klinik Kunst im Krankenhaus installiert, in der Galerie S der Sparkasse ausgestellt, auf der Burg Vondern.

Was hat nun der Betrachter davon? „Kunst kann bewegen“, sagt Goertz. Wenn man sich auf ein Kunstwerk einlasse, könne es einen im Innersten berühren und eine Auseinandersetzung mit der Welt in Gang bringen — „egal ob moralisch oder politisch.“