Oberhausen.
„Menschen machen’s möglich“ heißt die Aktion von WAZ und RWW, bei der wir Ihnen zehn Menschen vorstellen, die sich ehrenamtlich für andere einsetzen. Danach haben dann Sie, liebe Leser, die Wahl, wer besonders preiswürdig ist.
Während man an der Haltestelle auf den Bus wartet, bekommt man manchmal ungebetenen Besuch: Etwas Schwarz-Gelbes mit Flügeln summt um einen herum, man schlägt um sich, um es loszuwerden. „Viele denken: Das ist eine Wespe, da muss ich schnell wegrennen“, sagt Jana Kamke.
Doch genau das sei ein Beispiel dafür, dass man manchmal nicht so genau hinsieht. Genau so gut könne es auch eine Fliege oder Biene sein, sagt die junge Gruppenleiterin von der Waldschule Hühnerheide der Kreisjägerschaft am Hiesfelder Wald. Einmal in der Woche bringt die 18-Jährige ihrer Gruppe von gut zehn Kindern bei, dass es sich eben nicht immer um eine Wespe handelt. Ehrenamtlich wohlgemerkt. Zwei Stunden lang zieht sie mit den Kindern um Kindergarten- oder Grundschulalter durch den Wald. Da gibt es viel zu entdecken: Kaulquappen in einem Bombentrichter, verschiedenste Baumarten und sogar ab und zu ein Wildschwein. Jetzt im Sommer bringe sie den Kindern vor allem bei, wie man die Bäume an ihren Blättern identifiziert und wie man die Vogelarten nach ihrem Gesang bestimmen kann. „Es gibt viele geheime Dinge im Wald zu entdecken: Gebiete mit vielen Rehen oder Schwarzspechte.“
Dazu passend wird vor jedem Spaziergang ein Spruch des Dichters Hermann Löns gesprochen: „Lass deine Augen offen sein, geschlossen deinen Mund, und wandere still, so werden dir geheime Dinge kund.“ Doch dazu müssten die Kinder erst einmal lernen, leise zu sein. Auch miteinander umzugehen will gelernt sein. Oder wie man Nistkästen für die Vögel repariert. Doch bei allem Lernen stehe das Spielerische meistens im Vordergrund. „Wir machen keinen strikten Unterricht, der Spaß ist wichtig.“ So wird auch viel gemeinsam gesungen. Ab und zu unternimmt Jana Kamke mit den Kindern Waldausflüge, bei denen sie dann Tiere oder Pflanzen malen. Oder sie üben erste Hilfe.
Was bedeutet es ihr selbst, diese ehrenamtliche Tätigkeit zu machen? „Für mich ist es ganz normal, ich bin damit groß geworden“, sagt sie. Seit zehn Jahren ist Jana Kamke Mitglied der Waldschule. Jede Woche freut sie sich wieder, den Kindern ihr Wissen weiter zu geben. Wer bei ihr in der Waldschule war, der weiß, dass wie Fingerhut oder Bärenklau aussieht und dass man die beiden giftigen Pflanzen besser nicht anfasst.
Doch es gehe noch um mehr. „Die Kinder lernen, ihren Blick zu erweitern und die Natur mit allen fünf Sinnen wahrzunehmen.“ Wenn der Tunnelblick des Computerspielers einmal überwunden sei, gebe es rechts und links viel zu entdecken. Und vor einer Biene läuft auch keines ihrer Kinder mehr weg.