KK12 heißt es schlicht. Das Kriminalkommissariat 12 sind 19 Männer und zwei Frauen. Ihr tägliches Geschäft Drogen, Raub, Körperverletzungsdelikte.

Erster Kriminalhauptkommissar Michael Mende (49) sitzt in einem Zimmer ganz oben im Polizeipräsidium. Unter dem Dach des Gebäudes, ein bisschen also über den Dächern der Stadt. Er spricht davon, wie das Geschäft läuft, wenn es um Drogen geht. „Die Konsumenten erzählen auch schon mal, von wem sie ihren Stoff bekommen“, sagt er, „da muss man den Faden aufnehmen und ziehen und ziehen.“ Von diesem Bild des typischen Rauschgiftabhängigen, der an der Nadel hängt und sich Heroin spritzt, muss man sich verabschieden. „Heroin ist nicht mehr angesagt“, sagt Mende. Cannabis und die ganzen Party-Drogen, die sind jetzt schick. Und deshalb ist das KK12 bei zwei großen Veranstaltungen in Oberhausen ganz besonders präsent. Bei Nightmare und Ruhr in Love versuchen die Ordnungshüter eines klar zu stellen: „Die Leute sollen nicht denken, dass das ein rechtsfreier Raum ist“, sagt Mende etwa über das Olga-Gelände, wenn sich dort bei der Ruhr in Love die Technobeats an Lautstärke überbieten. Und die meist jungen Leute im Alter zwischen 20 und 24 Jahren zu den irre schnellen Rhythmen tanzen. „Es gibt da ganz verschiedene Musikrichtungen“, sagt Mende. Unterscheiden könne man die Anhänger eines jeweiligen Stils gut an der Kleidung. Mende: „Viele von ihnen nehmen synthetische Drogen.“ Die Leute sind extrem geputscht.

So lernt man als Polizeibeamter nicht nur viel über Musikszenen, sondern muss auf immer neue Tricks der Konsumenten reagieren. Als die Tänzer dazu übergingen, die Pillen in ihrer Unterwäsche zu verstecken, bauten die Beamten eben Zelte im Eingangsbereich für eine diskrete Durchsuchung auf. Und wurden fündig. Als dann verstärkt Frauen das Zeug aufs Gelände schmuggelten, weil männliche Beamte sie ja nicht kontrollieren durften, wurden eben mehr Polizeibeamtinnen eingesetzt. „Beim letzten Mal haben wir 350 Leute mit Drogen erwischt“, resümiert Mende. Ach, das ist interessant: Bei den Straftaten gegen das Betäubungsmittelgesetz handelt es sich um Kontrolldelikte, wie es so schön heißt. Bedeutet, je mehr Kontrollen stattfinden, desto mehr Leute werden erwischt, die sonst nicht aufgefallen wären, desto mehr schnellen die statistischen Zahlen in die Höhe. Von 727 im Jahr 1999 auf 1410 im vergangenen Jahr.Weil man bei so einer Kontrolle den Täter immer direkt am Schlafittchen hat, liegt die Aufklärungsquote nahezu bei 100 Prozent.

„Eine offene Drogenszene wie viele andere Städte haben wir hier nicht“, sagt Mende. Der Verfolgungsdruck sei in Oberhausen groß. Eines wollten sie als Polizei auf jeden Fall verhindern, dass das Angebot zu groß wird. Damit nicht auch Menschen, die zwar gefährdet seien, aber normalerweise nichts nähmen, doch in Versuchung gerieten.

Und sie würden auch Cannabis nicht vernachlässigen. So harmlos sei auch diese Droge nicht. Mende: „Da haben sie hier so 14, 15 Jahre alte Würstchen sitzen, die keine Hausaufgaben mehr machen, denen alles egal ist, weil das Rauchen gleichgültig macht.“ Gerade in dieser Phase ihres Leben, in der Weichen für die Zukunft gestellt würden, kriegten sie nichts mehr auf die Reihe. Mende warnt auch, dass der Wirkstoffgehalt THC beim Cannabis „unheimlich in die Höhe geschossen ist“. Waren es früher mal 10 Prozent, sind es heute bis zu 20. Und dann wird der Eigenanbau zu einem immer größeren Problem. In Wohnungen und in Lagerhallen entdeckten die Ermittler schon Plantagen. „In Holland liegen sie sogar innerhalb von Maisfeldern“, erzählt Mende. Und dann erinnert er an eine Geschichte vor zwei Jahren. Da begann ein Mann ganz klein mit dem Cannabis-Anbau in Oberhausen. Weitete sein Geschäft dann auf elf Großhallen in Siegburg und Bonn aus. Beschäftigte sogar Erntehelfer aus Polen.

„Das Gute an großen Kommissariaten ist“, sagt Mende, „dass man schnell Personal verschieben kann.“ Wenn also gerade zur Aufklärung von Raubdelikten viele Leute gebraucht werden, springen auch die Rauschgiftfahnder ein.

Beraubt werden Leute meist im Dunkeln. Handys und Bargeld seien die Beute der Täter. Bank- und Kiosküberfälle fallen auch in das Ressort des KK12 „Seit die Spielhallen beinahe 24 Stunden geöffnet haben, sind Überfälle darauf der Renner“, so Mende. Die Täter wählen dann die Stunden für ihre Straftat aus, in denen es den Spielhallen besonders ruhig ist.

Dann sind da noch die Körperverletzungen. Darauf hat die Polizei vorbeugend kaum Einfluss. Weil Leute fast immer dann aufeinander los gehen, wenn sie zu viel getrunken haben. Da kann man letztlich nur die Schläger festnehmen. Oder an Stellen zu Zeiten präsent sein, wo bekanntermaßen viel getrunken wird.

Übrigens wurden im vergangenen Jahr 43 Gramm Heroin, 9657 Gramm Haschisch, 13636 Gramm Marihuana, 39 LSD-Trips und 1584 Ecstasy-Pillen sichergestellt. Daneben noch diverse Pilze, Cannabiskörner- und pflanzen, Rohopium und Spice.